Beinahe-Crash reißt Autofahrer zu riskanten Fahrmanövern hin
Schon eine Sekunde des Schreckens reicht und Autofahrer werden unvorsichtig. Nicht etwa das Gegenteil ist der Fall, ein Beinahe-Crash kann zu riskanten Fahrmanövern hinreißen. Forscher der Universität Lüneburg kamen nach Abschluss einer Studie zu diesem erstaunlichen Ergebnis.
Unberechenbares Fahrverhalten bei schwierigen Verkehrssituationen
An dem Lüneburger Test nahmen 79 Autofahrer teil, die in einem Fahrsimulator auf einem Parcours ihr Fahrtalent unter Beweis stellten. Die Teilnehmer mussten beispielsweise stark bremsen, um einem Auffahrunfall zu entgehen.
Doch statt das Tempo zu drosseln, gaben die Probanden schon kurze Zeit später richtig Gas und hielten sich nicht mal an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. Die Studienautoren bescheinigten den Testteilnehmern unberechenbares Fahrverhalten bei schwierigen Verkehrssituationen, ausgelöst durch Stress und Angst.
Eigentlich sollten Angstgefühle die Risikobereitschaft absenken. Doch das Ergebnis beweist, dass schon eine Schrecksekunde zu gefährlichen Fahrmanövern führen kann.
Ärger fördert Selbstüberschätzung
Auch Ärger reißt Autofahrer zu rasanten Fahraktionen hin. Mussten die Probanden hinter einem langsam fahrenden Auto dahinschleichen, kochten die Emotionen hoch und das Gaspedal wurde ordentlich beansprucht. Ärger kann zu gefährlicher Selbstüberschätzung führen und dem Fahrer vorgaukeln, er sei ganz Herr der Lage.
Seit Jahren forschen Wissenschaftler an Verfahren, die die Gefühlsverfassung von Autofahrern in bestimmten Situationen messbar macht, etwa mit Lenkradsensoren, die die Körperspannung oder die Schweißbildung an den Händen aufzeichnen. Würde im Fahrzeug ein Alarm ausgelöst, könnte der Fahrer sich besinnen und seine Reaktionen besser einschätzen.
Der Beifahrer als "Warnmechanismus"?
Bisher übernehmen engagierte Beifahrer gerne die Funktion eines Kontrolleurs. Doch Forscher warnen vor Beruhigungstiraden, denn gerade gut gemeinte Worte können neuen Ärger auslösen und den Fahrer zu wilden Aktionen verleiten.
Das effektivste Mittel gegen Stress auf der Straße ist derzeit die Überprüfung des eigenen Verhaltens. Wer sich bewusst macht, wie er selbst reagieren würde, wenn der Hintermann mit Lichthupe angerauscht kommt, beruhigt sich schneller.
Quelle
- http://derstandard.at/2000004456546/Angst-und-Aerger-verleiten-Autofahrer-zum-Rasen Abgerufen am 19. August 2014