Belastungen im Job können Depression fördern - was sollte der Arbeitgeber wissen?

Von Dörte Rösler
7. Oktober 2013

Eine Depression kann die Konzentration und Aufmerksamkeit bei der Arbeit beeinträchtigen. Hohe Belastungen im Job oder ein negatives Betriebsklima können wiederum die Depression verstärken. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, müssen die Betroffenen entscheiden, wie offen sie mit ihrer Erkrankung umgehen. Obwohl psychische Erkrankungen heute weitaus weniger stigmatisiert werden, ist das "Outing" eine Gratwanderung.

Anlässlich des Europäischen Depressionstages betonen Experten deshalb, dass es keine allgemein gültigen Ratschläge gibt. Entscheidend sind die persönliche Stimmung, das Betriebsklima, die Vertrauenswürdigkeit der Kollegen und die Zugänglichkeit des Chefs. Bevor man den Boss informiert, kann es sinnvoll sein, mit Kollegen über die Depression zu sprechen. Sie können den Betroffenen bei akuten Schüben unterstützen und ihn warnen, wenn er wieder in alte Muster verfällt.

In einer europaweiten Studie mit mehr als 7.000 Arbeitnehmern hat jeder fünfte Befragte angegeben, dass er bereits an einer Depression litt. Die Fehlzeit am Arbeitsplatz beträgt durchschnittlich 39,5 Tage. Der Mix aus trüber Stimmung, Antriebsschwäche und Interessenverlust ist also ein häufiges Leiden. Falls die Symptome länger als 14 Tage anhalten, sollte allerdings professionelle Hilfe gesucht werden. Am besten dort, wo schnell jemand verfügbar ist - ob Hausarzt oder Betriebsarzt.

Theoretisch lässt sich eine Depression vor dem Chef verbergen. Das verringert das Risiko wegen der psychischen Erkrankung stigmatisiert zu werden. Auf der anderen Seite kann der Arbeitgeber auch nicht entsprechend eingreifen - etwa indem er die Arbeitsbedingungen ändert, mehr individuelle Gestaltungsspielräume lässt oder seinen Mitarbeitern mehr Wertschätzung entgegenbringt. Wenn die Vorgesetzten verantwortungsbewusst mit erkrankten Mitarbeitern umgehen, ist Offenheit der schnellste Weg zur Besserung.