Bluthochdruck richtig behandeln: die gängigsten Fehler

Diese Irrtümer zeigen, dass viele Ärzte nicht auf dem aktuellen Wissenstand sind

Von Cornelia Scherpe
14. Januar 2015

Auch Ärzte sind Menschen und können Fehler machen. In ihrem Beruf sind Fehleinschätzungen und Irrtümer allerdings schnell eine Gefahr für das Patientenwohl.

Kardiologen, die Fachärzte für das Herz, haben nun bei einem internationalen Treffen zusammengetragen, welche Fehler bei der Behandlung von Bluthochdruck häufig passieren.

Erfolg - bemessen nach Senkung

An erster Stelle steht dabei der Irrtum, dass die Therapie umso erfolgreicher ist, je weiter der Blutdruck gesenkt werden kann.

Viele Studien haben bereits gezeigt, dass der Wert des Blutdrucks und das Risiko auf Gefäß- und Herzleiden nicht linear zueinander sind. Das bedeutet, dass die Gefahr nicht umso kleiner ist, je niedriger der Blutdruck wird.

Vielmehr sinkt das Risiko bis zu einem systolischen Werte zwischen 130-139 mmHg und einem diastolischem Wert von 70-85 und steigt bei niedrigem Blutdruck wieder an.

Einfluss auf Erektionsfähigkeit

Ebenso ist es falsch, dass Medikamente zur Blutdrucksenkung eine Erektionsstörung verursachen können. Probleme mit der Stehkraft des Mannes sind bei Bluthochdruck eine Folge der veränderten Gefäße und damit der Krankheit an sich.

Medikamente wie Kalziumantagonisten und ACE-Hemmer haben keine Wirkung auf die Erektionsfähigkeit. Maximal kann die abrupte Blutdrucksenkung vorübergehend zu Problemen führen; dies spielt sich jedoch schnell wieder ein.

Irrtum bei Niereninsuffizienz

Viele Ärzte glauben auch, dass bei Patienten mit Niereninsuffizienz eine Therapie mit den Thiaziden unwirksam ist. Thiaziddiuretika sind harntreibende Mittel.

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass vielmehr das Gegenteil der Fall ist: unter der Anwendung geht der Blutdruck deutlich zurück.

Dagegen sind die am häufigsten als Blutdrucksenker verschriebenen Wirkstoffe dem aktuellen Wissenstand zufolge am wenigsten wirksam. In der Standarddosierung ist der Nutzen minimal und das Risiko auf Hirn- und Herzinfarkte geht nicht zurück, obwohl genau hier der Langzeitnutzen der Blutdrucksenkung liegen sollte.

Diese Irrtümer zeigen, dass viele Ärzte nicht auf dem aktuellen Wissenstand sind und damit keine optimale Patientenversorgung erfolgt.