Bluttest auf das Down-Syndrom: die Fakten verschwinden oft hinter der ethischen Diskussion

Damit Eltern eine Entscheidung treffen können, ist das Wissen der medizinischen Fakten unabdingbar

Von Cornelia Scherpe
11. Juni 2015

Seit rund drei Jahren haben Frauen in Deutschland nun die Möglichkeit, während der Schwangerschaft einen Bluttest auf das Down-Syndrom durchführen zu lassen. Der Frauenarzt muss dafür nur etwas Blut der Mutter entnehmen und dieses im Labor untersuchen.

Früher musste eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt werden, was Risiken mit sich bringt. Doch seit es den einfachen Bluttest auf Trisomie 21 gibt, entscheiden sich immer mehr Schwangere für den Test. Das führte von Beginn an zu einer ethischen Diskussion, denn bei einem positiven Ergebnis besteht eine Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch.

Medizinische Aufklärung wichtig!

Die Frage der Ethik steht in vielen Berichten an erster Stelle und die nüchternen Fakten rund um den Test geraten in den Hintergrund. Das wird von Ärzten kritisiert, denn damit eine Frau für sich eine Entscheidung treffen kann, ist das Wissen der Fakten ganz besonders wichtig. Die medizinische Sachlage rund um den Bluttest ist dabei nicht so einfach, wie oft behauptet wird.

Allgemein gilt die Ansicht, dass der Bluttest auf das Down-Syndrom eine nahezu perfekte Diagnose stellt. Oft ist von einer Genauigkeit von 100 Prozent die Rede. Dies stimmt allerdings nur in gewisser Weise. Um den Aussagewert des Tests zu verstehen, muss man wissen, dass es die "Sensitivität" und die "Spezifität" gibt.

Sensitivität und Spezifität

Die Spezifität gibt an, wie viele negative Ergebnisse richtig sind; der Untersuchte also wirklich gesund ist. Diese Rate liegt beim Bluttest auf das Down-Syndrom tatsächlich bei 100 Prozent. Bekommt eine Schwangere die Mitteilung, dass der Test negativ ausgefallen ist, kann sie sicher sein, dass ihr Ungeborenes wirklich nicht an Trisomie 21 leidet.

Anders ist dies bei der Sensitivität. Dieser Wert gibt an, wie viele positive Testergebnisse richtig sind und hier entsteht die Lücke. Von 30 positiven Tests sind nur 20 Ergebnisse richtig. Zehn von 30 Ungeborenen dieser Positiv-Gruppe erhalten die Diagnose Down-Syndrom, obwohl sie die Erbkrankheit gar nicht haben.