Chemotherapie individualisieren: Wirkung hängt von speziellen Molekülen ab

Von Cornelia Scherpe
29. Juli 2014

Erkrankt ein Mensch an Krebs, steht dem Arzt neben Kontrolle, chirurgischer Entfernung und Bestrahlung noch eine weitere Möglichkeit zur Verfügung: eine Chemotherapie. Das mutierte Gewebe besteht aus Zellen, die sich unnatürlich schnell teilen und Wirkstoffe der Chemotherapie greifen genau diese Zellen an.

Bisher erfolgt die Behandlung mit diesen Medikamenten aber nicht zielgerichtet genug. Daher schlägt eine Chemo bei dem einen Patienten an, versagt aber bei einem anderen. Zur effektiveren Krebsbehandlung benötigt man daher individuell zugeschnittene Herangehensweisen und genau daran hat ein Forscherteam aus Österreich gearbeitet. Sie wollten herausfinden, wann ein Chemomedikament wirkt und wann nicht.

Für die wirksame Chemotherapie muss ein bestimmtes Transportmolekül vorhanden sein

Dafür nahmen sie Krebszellen und schalteten nach und nach alle Gene darin ab. So fanden sie heraus, welche Bedingungen vorherrschen müssen, damit die Chemotherapie anschlagen kann. Das Ergebnis: Es müssen spezifische Moleküle vorhanden sein, damit der Wirkstoff greifen kann.

Im Körper des Patienten muss das Gen aktiv sein, das ein bestimmtes Transportmolekül, genannt SLC35F2, herstellt. SLC35F2 befindet sich als Eiweiß direkt an der Zelle und dient dort als eine Art Tür. Nur dieses Transporteiweiß kann für den ankommenden Chemowirkstoff die Tür ins Innere der Zelle öffnen.

Ist das Gen für SLC35F2 inaktiv und das Eiweiß ist entsprechend nicht vorhanden, bleibt die Tür geschlossen und die erhoffte Wirkung verpufft. Ist sie dagegen offen, gelangt der Stoff ins Innere, löst dort den Zelltod aus und die Krebszelle stirbt ab.

Weitere Forschung soll Nutzen von Chemotherapie vorab feststehen lassen

Die Forscher gehen davon aus, dass es neben der untersuchten "Tür" noch rund 400 vergleichbare "Eingänge" in die Zelle gibt. Dies muss nun noch weiter erforscht werden. Gelingt es, die Mechanismen für den Transport von Wirkstoffen ins Zellinnere komplett aufzudecken, kann eine Chemotherapie künftig so individuell werden, dass der Nutzen der Medikamente vorab feststeht. So wird keine wertvolle Lebenszeit der Patienten durch Ausprobieren verschwendet.