Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn können Prostatakrebs begünstigen

Beobachtungsstudie in den USA lässt auf Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen und Prostatakrebs schließen

Von Cornelia Scherpe
4. Januar 2019

Bereits seit einiger Zeit weiß die Medizin, dass für Menschen mit chronischen Darmentzündungen das Risiko für Krebs im Magen-Darm-Trakt erhöht ist. Neu ist die Erkenntnis, dass für Männer zudem die Gefahr für bösartige Zellmutationen in der Prostata steigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus den USA.

In Chicago hatten sich Wissenschaftler die Daten von 1.033 Männern angesehen, die an Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn litten. Die Dauerentzündungen im Darmtrakt hatten bei den Patienten seit Jahren für Einschränkungen im Alltag gesorgt. An Krebs waren sie jedoch zum Startpunkt der Untersuchung noch nicht erkrankt. Man bildete Kontrollgruppen mit gleichaltrigen Männern mit ähnlichen Lebensumständen, die weder Colitis ulcerosa noch Morbus Crohn hatten.

Patienten mit Darmentzündung bekamen deutlich häufiger Prostatakrebs

Bei einer Untersuchung nach fünf Jahren stellten die Forscher fest, dass bei 2,4 Prozent der Patienten mit Darmentzündungen nun auch Prostatakrebs aufgetreten war. Das betrifft rein statistisch nur wenige Männer, doch in der Kontrollgruppe lag die Quote nur bei 0,4 Prozent und damit deutlich darunter. Aggressiver Prostatakrebs, der Tochterzellen ausbildete und ins umliegende Gewebe abgab, trat in der ersten Gruppe bei 0,19 Prozent und in der Kontrollgruppe bei 0,03 Prozent auf.

Dieser Unterschied ist statistisch (noch) nicht relevant, doch es zeigt einen gewissen Trend nach fünf Jahren Beobachtungszeit. Es ist gut denkbar, dass die Quote für metastasierenden Krebs in der weiteren Zeit noch deutlich steigt.

Eine solche Beobachtungsstudie kann natürlich keine Aussage über detaillierte Zusammenhänge treffen, doch die Forscher gehen davon aus, dass die Dauerentzündungen das Wachstum und Vermehren der Zellen nicht nur im Darmtrakt negativ beeinflussen, sondern weitreichendere Folgen haben. Patienten mit Colitis ulcerosa sowie Morbus Crohn sollten daher Vorsorgetermine wahrnehmen. Neben einem Darmkrebsscreening sollte ein PSA-Test für die Prostata dazugehören.