Das Langzeitgedächtnis: Neue Studie bringt die bisherigen Erkenntnisse ins Wanken

Von Cornelia Scherpe
6. Januar 2014

Das menschliche Gehirn ist ohne Frage ein Meisterwerk, dessen Erforschung schon seit Jahrzehnten zu immer neuen und spannenden Erkenntnissen führt. Auch mit den modernsten Methoden haben Forscher auf der ganzen Welt dem Denkorgan noch lange nicht all seine Geheimnisse entlockt. Ein deutsches Team präsentiert nun neue Erkenntnisse, die zu einer Umschreibung der bisherigen Lehrbücher führen könnte.

Bisheriges Wissen

Thema der Studie war das Langzeitgedächtnis. Bisher weiß man, dass dieses im sogenannten Hippocampus sitzt. Belegt wurde dies mit Menschen, deren Hippocampus durch Krankheit oder Unfall komplett zerstört war. Folge dieses Ausfalls ist es, dass alle Betroffenen keine Informationen auf lange Sicht abspeichern können. Erlebnisse, Gespräche und Gesichter werden nach wenigen Minuten komplett vergessen.

Die aktuelle Lehrmeinung leitet von diesem Umstand ab, dass die Speicherkraft des Hippocampus davon abhängt, wie stark die Nervenzellen in dieser Region miteinander verbunden sind. Gibt es gar keine Verbindung mehr, wird nichts mehr gespeichert. Nur stabile Verbindungen können zur Gedächtnisleistung führen und einmal verlorene Verbindungen sind verloren.

Die aktuelle Studie

Laut der aktuellen Studie aus Hamburg kann es so einfach aber wohl nicht sein. Die Forscher sorgten für eine künstliche Verminderung der Verknüpfung. Die "Datenautobahn" im Gehirn wurde also zur "Fußgängerzone". Doch nach sieben Tagen, in der die Leistung überwacht wurde, waren nur 50 Prozent der Synapsen wirklich voneinander gelöst und die übrige Hälfte war wieder in ihre Ausgangsverbindung zurückgekehrt.

Das bedeutet, man kann vermutlich die Stärke der Verbindung gar nicht auf Dauer komplett verändern. Die Annahme, dass eine Langzeitveränderung die Norm ist, ist demnach schlicht falsch. Dies wiederum legt laut den deutschen Forschern auch den Gedanken nahe, dass das ganze Langzeitgedächtnis anders funktioniert, als man es bisher annimmt.