Das Phänomen der "offenen Beine"

Forscher entdecken, wie die Wundheilstörung entsteht

Von Cornelia Scherpe
6. Oktober 2011

Umgangsprachlich nennt man die Krankheit "Ulcus cruris" auch einfach "offene Beine". Hier geht es um eine Krankheit, bei der die Wundheilung so stark gestört ist, dass Wunden chronisch werden. Heilungsprozesse, wo es erst zu Schorf und dann zur Bildung neuen Gewebes kommt, laufen bei diesen Patienten gar nicht oder nur sehr mangelhaft ab. Das Resultat: die Wunden bleiben Monate, manchmal sogar Jahre offen.

Dermatologen konnten nun zum ersten Mal belegen, wie genau dieser gestörte Prozess funktioniert. Am Anfang der Krankheit steht eine verminderte Aktivität der Beinvenenklappen. Es kommt zu müden Beinen und Krampfadern. Diese Volkskrankheit kann dazu führen, dass der entstehende Blutstau mit der Zeit die roten Blutkörperchen mit seinem Druck zu stark gegen die Gefäßwände presst. So werden die Zellen beschädigt.

Überaktive Fresszellen fördern offene Wunden

Fresszellen im Menschen kümmern sich nicht nur um Erreger wie Bakterien, sondern "fressen" auch fehlerhafte Zellen. So kommt es, dass die defekten Blutkörperchen ebenfalls verspeist werden. Dies kann fatal werden, da sie viel Eisen enthalten, das nun ebenfalls von den Fresszellen aufgenommen wird.

Durch das Eisenüberangebot, so beobachteten die Forscher, bleiben die Fresszellen nun dauerhaft aktiv und verhindern, dass sich Narbengewebe bilden kann: es entstehen offene Wunden. Diese neue Erkenntnis ist ein Durchbruch in der Medizin, aus dem man hoffentlich Therapiemöglichkeiten ableiten kann.