Der Wirkstoff Digoxin gegen Vorhofflimmern in der Kritik: Das Sterberisiko steigt

Von Cornelia Scherpe
18. August 2014

Digoxin ist ein Arzneimittel, das in die Gruppe der sogenannten "Herzglykoside" gehört. Diese Mittel werden eingesetzt, wenn ein Mensch an chronischer Herzinsuffizienz leidet, oder aber mit einem Vorhofflimmern leben muss. Doch einer aktuellen Studie zufolge, sterben Patienten mit Vorhofflimmern häufiger, wenn sie Digoxin als Therapie erhalten hatten. Das gibt den Ärzten weltweit zu denken.

Für die Untersuchung hatten Forscher insgesamt 122.465 Patientendaten ausgewertet. Bei allen Menschen handelte es sich um US-Veteranen mit bekanntem Vorhofflimmern. 25 Prozent der Probanden hatten zur Therapie Digoxin erhalten.

Man wertete nun aus, wie hoch das Sterberisiko in der Digoxin-Gruppe und in der Kontrollgruppe war. Auf 1.000 Personenjahre gerechnet verstarben unter dem Wirkstoff 95 Probanden. In der Gegengruppe lag die Sterblichkeit nur bei 67.

Schuld des Wirkstoffs an der höheren Sterblichkeit wird angezweifelt

Kritiker betonen jedoch, dass man anhand dieser Beobachtung noch nicht belegen kann, ob wirklich der Wirkstoff an der höheren Sterblichkeit Schuld trägt. Denkbar wäre beispielsweise, dass die behandelnden Ärzte öfter Digoxin verschrieben haben, wenn es dem Patienten schon recht schlecht ging. In diesem Fall hätte eine vermehrte Sterblichkeit nur indirekt mit dem Wirkstoff zu tun.

Die Forscher versuchten, diese Kritik zu berücksichtigen und haben verschiedene Ausgangssituationen der einzelnen Patienten statisch herausgerechnet. Das Ergebnis blieb jedoch noch immer aussagekräftig: Unter Digoxin war das Sterberisiko um 26 Prozent höher. Zur Kontrolle bildete man noch einmal Untergruppen, in denen nur Patienten mit gleichen Eigenschaften zusammengefasst wurden. Auch hier blieb das Risiko: Unter Digoxin war die Sterblichkeit um 21 Prozent größer.