Die Einsamkeit der Inkontinenz-Patienten: Es gibt zu wenige öffentliche WCs
Fast jeder war schon einmal in der Verlegenheit, beim Stadtbummel oder beim Warten auf den Bus eine Toilette zu benötigen. Oft kann man den Drang noch so lange zurückhalten, bis das nächste Geschäft mit ausgewiesener Toilette oder der Zielort erreicht ist. Patienten mit einer Harn- oder Stuhlinkontinenz können dies jedoch nicht. Sie haben durch Unfall, Krankheit oder Alter keine oder nur wenig Kontrolle über Harn und Stuhl.
Dies ist eine enorme seelische Belastung und treibt viele Betroffene in die Einsamkeit. Sie trauen sich aufgrund ihrer Krankheit kaum noch aus dem Haus. Ausgedehnte Spaziergänge oder der Stadtbummel mit Freunden ist fast unmöglich. Gehen sie doch hinaus, dann müssen sie die Route nach den verfügbaren öffentlichen Toiletten planen. Sind diese dann auch noch unplanmäßig geschlossen, komplett verdreckt oder länger besetzt, kann schnell die Katastrophe eintreten.
"Deutsche Kontinenz-Gesellschaft" kritisiert Mangel an öffentlichen WC's
Die "Deutsche Kontinenz-Gesellschaft" betont, dass es hierzulande eindeutig zu wenige öffentliche WCs gibt. In Städten verfügen zwar Restaurants und einige großen Kaufhäuser über Kundentoiletten, aber diese stehen nur offen, wenn auch das Geschäft gerade geöffnet ist. Wer dann morgens um sieben Uhr vor den regulären Geschäftszeiten eine öffentliche Toilette sucht, kann schnell verzweifeln.
In Restaurants und Bars gilt zudem per Gesetz, dass nur zahlende Kunden das WC nutzen dürfen. Inkontinenz-Patienten können hier maximal auf die Kulanz des Besitzers hoffen. Wirklich freistehende WC-Häuser gibt es nur wenige. An Flughäfen und Bahnhöfen findet man gut gepflegte Toilettenräume, doch in der Innenstadt ist man meist von beiden öffentlichen Gebäuden ein ganzes Stück entfernt.
"Nette Toilette"
Dieses Defizit versucht das Projekt "nette Toilette" seit einigen Jahren zu ändern. Seit 2002 gibt es schon in 150 Städten Geschäfte, Banken und Restaurants, die durch ein rotes Logo signalisieren, dass bei ihnen eben doch jeder das WC benutzen darf. Die "Deutsche Kontinenz-Gesellschaft" hofft, dass das Konzept sich in den kommenden Jahren noch weiter herumspricht.