Die vergessene Katastrophe von Fukushima - Immer neue Pannen in der japanischen Atomruine

Von Ingo Krüger
28. Februar 2014

Die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ist weitgehend aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Regelmäßige schwere radioaktive Zwischenfälle

Doch die Situation ist auch drei Jahre nach der Explosion in drei Reaktorgebäuden immer noch nicht unter Kontrolle. Immer wieder kommt es zu schweren Zwischenfällen. So liefen erst in der vergangenen Woche hundert Tonnen hoch radioaktiv verseuchtes Wasser aus einem der Auffangtanks. Dabei wurde eine Strahlenbelastung von 230 Millionen Becquerel pro Liter gemessen.

Als gesundheitlich unbedenklich gelten 100 Becquerel. Zudem sind diese Behälter, in denen mittlerweile 400 Millionen Liter Wasser gelagert werden, rostig und undicht, weil sie gar nicht für radioaktives Wasser geeignet sind. Jeden Tag pumpt die umstrittene Betreibergesellschaft Tepco 400 Tonnen zusätzlich aus und lagert sie in diesen Tanks auf dem Gelände.

Menschenversuche mit Obdachlosen und Einsatz von Dosimeter

In der Region um Fukushima findet zudem ein großangelegter Menschenversuch statt. Obdachlose werden in radioaktiv verseuchte Gebiete zum Aufräumen geschickt. Bei einer Krebserkrankung werden keine Fragen nach der Ursache gestellt. Schulkinder tragen sogenannte Dosimeter um den Hals, die sie aber nicht vor hoher Strahlung warnen. Die Geräte zeichnen lediglich die Strahlenwerte auf.

Freiliegende Brennelemente in zerstörten Reaktorblöcken

Niemand kann derzeit sagen, wo sich die geschmolzenen Reaktorkernen der Blöcke 1, 2 und 3 befinden. Es ist möglich, dass sie sich allmählich durch den meterdicken Beton fressen und so in die Umwelt gelangen. Im schwer beschädigten Reaktorblock 4 liegen zudem mehr als 1500 Brennelemente in einem offenen Becken.

Die Gefahr eines weiteren Erdbebens besteht weiterhin - mit katastrophalen Folgen. Die Brennelemente wären nicht mehr gekühlt und würden frei liegen. Jeder, der sich nähert, würde aufgrund der extrem hohen Strahlung sofort sterben.

Krebserkankungen als Konsequenz

Experten rechnen mit einem rasanten Anstieg von Krebserkrankungen, falls die Region um Fukushima nicht weiträumig evakuiert werde. Spätestens in zehn, zwölf Jahren werde dies offensichtlich. Besonders die Zahl der Schilddrüsenkarzinome werde, ähnlich wie nach Tschernobyl, in den kommenden Jahren stark ansteigen.