Ein Bore-out ernst nehmen - Ärzte und Arbeitgeber sind gefragt

Von Cornelia Scherpe
15. Juli 2014

Während viele Menschen über das sogenannte Burn-out-Syndrom inzwischen informiert sind, liegt auf seinem Gegenstück - dem Bore-out - noch immer ein regelrechtes Tabu. Bei diesem Syndrom handelt es sich nicht um eine dauerhafte Überforderung eines Menschen, sondern um eine anhaltende Unterforderung. Die Betroffenen werden durch ihren Beruf nicht richtig ausgelastet und empfinden Langeweile ("boredom").

Mit entspanntem Nichtstun hat dies allerdings wenig gemein, denn die Unterforderung führt ebenso wie das Burn-out zu einem hohen Stresslevel. Die Betroffenen gehen unbefriedigt aus dem Arbeitsalltag, täuschen aus sozialer Angst sogar Beschäftigung vor und dies wirkt sich unmittelbar auf ihre Psyche aus. Es können sich Depressionen einstellen, oft zeigen Bore-out-Patienten einen Hang zur sozialen Isolation und werden von Selbstzweifeln geplagt.

Fakt ist, dass sie leiden und dabei meist ohne Hilfe dastehen. Mit Kollegen oder gar dem Arbeitgeber trauen sie sich nicht zu reden und beim Gang zum Arzt besteht eine hohe Hemmschwelle der Scham. Betroffene sollten jedoch mit ihrem Hausarzt sprechen und den eigenen Verdacht auf Bore-out ruhig äußern. Hilfreich ist das Wissen, dass man damit nicht allein ist. Laut einer deutschlandweiten Umfrage fühlten sich 2012 fünf Prozent der Menschen durch zu wenige Aufgaben und ganze 13 Prozent durch zu einfache Aufgaben unterfordert.

Behandlung des Bore-Out-Syndroms

Eine Psychotherapie oder in schweren Fällen auch Medikamentenvergabe kann den Patienten zunächst helfen. Langfristig muss jedoch die Situation am Arbeitsplatz geändert werden, damit das Bore-out-Syndrom nicht wiederkehrt und hier sind die Arbeitgeber gefragt. Ein Bore-out kann verhindert werden, wenn der Betreffende entsprechend seiner Fähigkeiten eingesetzt wird. Falsche Aufgaben und zu viel Arbeitsabnahme durch Maschinen und Software führen dagegen schnell zu einem Bore-out.

Eventuell lohnt sich auch eine firmeninterne Weiterbildung, um neue Arbeitsstellen zu vergeben und neue spannende Aufgaben bereitzustellen. Das Unternehmen kann durch den gezielten Einsatz der Bore-out-Betroffenen meist nur profitieren, denn diese sind in der Regel hoch motiviert, wenn sie endlich wieder gefordert werden.