Ein Darmparasit könnte Allergien und Asthma heilen

Zufallsbeobachtung bringt Ärzte auf den Gedanken, dass Darmparasiten offenbar ein natürlicher Allergieschutz sind

Von Cornelia Scherpe
4. November 2016

Schon länger steht die Vermutung im Raum, dass es einige Darmparasiten gibt, die als positive Nebenwirkung ihren Wirt vor Allergien schützen. In Äthiopien leben viele Kinder auf dem Land und infizieren sich dabei mit "Necator americanus", einem Hakenwurm.

Darmparasiten als natürlicher Allergieschutz

Um die Lebenssituation vor Ort besser zu gestalten, haben sich Ärzte darum gekümmert, dass die Parasiten aus den Kindern verbannt werden. Dies "Entwurmung" hatte jedoch einen unerwarteten Nebeneffekt: Kannte man zuvor so gut wie keine Allergien vor Ort, entwickelten die Kinder nun reihenweise allergische Reaktionen. Diese Zufallsbeobachtung brachte die Ärzte auf den Gedanken, dass Darmparasiten wie der Hakenwurm offenbar ein natürlicher Allergieschutz sind.

Zwar gab es bis 2012 bereits fünf kleinere Studien zum Thema, doch aufgrund der geringen Teilnehmerzahl waren die Ergebnisse ohne Aussagewert. Das Problem ist, dass kaum ein Mensch sich freiwillig mit einem Parasiten infizieren lässt, nur um das Allergierisiko zu senken und Eltern wollen diese Entscheidung für ihre Kinder schon gar nicht treffen.

Eiweiß AIP 2 im Fokus

Um eine Alternative zu finden, haben sich australische Forscher den genauen Aufbau der Hakenwürmer angesehen und nach dem Bestandteil gesucht, der den Allergieschutz verursachen könnte. Fündig wurden sie beim Eiweiß AIP 2. Das Protein wird vom Parasiten gebildet und im Darm des Wirts freigesetzt. Dort spricht es T-Zellen an, die künftig allergische Reaktionen verhindern.

  1. Die Wissenschaftler suchten nun nach dem Gen, das für die Produktion verantwortlich ist und isolierten es.
  2. Danach nahm man Hefezellen und brachte sie durch genetische Veränderung dazu, das Eiweiß herzustellen.

In einem Experiment mit Mäusen bestätigte sich, dass man durch das Eiweiß eine Allergie verhindern kann. Die Tiere wurden zunächst so mit Hühnereiweiß in Kontakt gebracht, dass im Grunde eine dauerhafte Allergie die Folge sein müsste. Doch die Behandlung mit dem Protein AIP 2 verhinderte, dass die Tiere eine Allergie entwickelten.