Einnahme von Medikamenten nie mehr vergessen: Forscher entwickeln Kapsel mit echter Langzeitwirkung

Durch ihre besondere Form und Größe verspricht eine neuartige Kapsel eine Revolution der Dauermedikation

Von Cornelia Scherpe
23. November 2016

Wer regelmäßig Medikamente zu festen Uhrzeiten einnehmen muss, kennt das häufige Problem: Man denkt erst Stunden nach der eigentlichen Uhrzeit mit Schrecken an die verpasste Einnahme. Besonders bei schweren Krankheiten, wo Patienten gleich mehrere Tabletten zu unterschiedlichen Tageszeiten nehmen müssen, geht regelmäßig etwas schief. Bei Senioren kommen Faktoren wie Vergesslichkeit erschwerend hinzu.

Das Problem der unregelmäßigen Einnahme: Die Wirkstoffkonzentration im Blut bleibt nicht stabil und diese Schwankungen können zum einen Nebenwirkungen provozieren und zum anderen den Therapieerfolg gefährden.

Neue sternförmige Kapsel entwickelt

Um das Problem aus der Welt zu schaffen, müssten Forscher eine Tablette erfinden, die nach einmaliger Einnahme den Wirkstoff über längere Zeit im Körper schrittweise abgibt. Retardkapseln folgen zwar im Grundsatz dieser Idee, aber die zeitverzögerte Abgabe hält für maximal 24 Stunden. Um diesen Zeitraum zu übersteigen, haben US-Forscher eine besondere Kapsel zum Schlucken konstruiert.

Nimmt der Patient das Medikament in die Hand, sieht es zunächst wie eine klassische Kapsel aus. Sie erinnert an Fischölkapseln oder andere Nahrungsergänzungsmittel. Nach dem Schlucken gelangt sie in den Magen und trifft dort auf die Magensäure. Diese Begegnung verändert die Form der Hülle und verwandelt die Kapsel zu einem sternförmigen Gebilde.

Durch die sechs Arme und einen Gesamtdurchmesser von vier Zentimetern kann die ehemalige Kapsel nicht mehr durch den Magenausgang in den Darmtrakt gespült werden und verbleibt im Magen. Hier gibt sie über Tage den gespeicherten Wirkstoff ab.

Vielversprechende Erfolge im Tierversuch

Getestet wurde diese neue Art der Langzeitwirkung zunächst mit Schweinen. In den Kapseln befand sich ein Wirkstoff gegen Parasiten. Es genügte die einmalige Vergabe und die Schweine hatten über zehn Tage hinweg genau die Wirkstoffmenge im Blut, die für eine Therapie notwendig ist. Die Tiere erlebten keine sichtbaren Nebenwirkungen und auch die Magenschleimhaut wurde nicht gereizt.

Bislang gibt es noch keine Studien für den Menschen, doch diese dürften nach dem ersten Erfolg nicht zu lange auf sich warten lassen.