EM-Gastgeber Polen und Ukraine wollen in die erste Riege der Urlaubsziele aufsteigen

Von Katja Seel
20. April 2012

Wenige Monate vor der Fußball-EM sind die beiden Gastgeberländer, Polen und die Ukraine, fleißig damit beschäftigt, sich auch als touristisch lohnendes Reiseziel zu etablieren. Dahinter steckt die Hoffnung, dass mithilfe der ausländischen Fußball-Fans die Wirtschaft angekurberlt werden kann.

Unser Nachbarland Polen erlebte kurz nach dem Fall der Berliner Mauer bereits eine erste touristische Welle aus Deutschland. In den darauffolgenden Jahren brachen die Zahlen jedoch wieder ein. Die Ausstattung und Qualität der Ferienanlagen lagen zu deutlich unter dem Niveau der westlichen Reiseziele. Nun hat die Regierung kräftig investiert, um die Besucher dauerhaft für ihr Land zu begeistern: Ganze 25 Milliarden Euro flossen in Neubau und Modernisierung von Hotels, Bahnhöfen, Flughäfen, Straßen und nicht zuletzt der Fußballstadien.

Daneben lockt Polen mit malerischen Ostsee-Stränden und geschichtsträchtigen Städten. Katarzyna Sobierajska, stellvertretende Tourismusministerin im polnischen Kabinett, sagte in Anspielung auf die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, man wolle ein "polnisches Sommermärchen" aus dem Turnier machen. Dabei haben die Verantwortlichen besonders die zahlungsstarken Deutschen im Visier. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Touristen wieder um 5,5 Prozent gestiegen. 13,2 Millionen ausländische Besucher wurden registriert, jeder Dritte davon reiste aus Deutschland ein.

Besonderes Interesse gilt dabei den ehemals deutschen Gebieten wie etwa Schlesien mit seiner schönen Stadt Breslau. Sobierajska betonte, Deutschland sei das wichtigste Partnerland für Polen. Auch Mitgastgeber Ukraine will von den EM-Besuchern profitieren. An den Grenzübergängen wurden extra Sonderspuren für Fans reserviert, die im Besitz einer gültigen Eintrittskarte für ein Spiel in den Arenen von Donezk, Kiew, Charkow oder Lemberg sind. Oleg Lytvyak, Direktor der ukrainischen Tourismusbehörde, hofft darauf, sein Land dauerhaft als Urlaubsziel etablieren zu können. Die Ukrainer seien sehr stolz auf die 3000-jährige Kultur ihres Landes und wollten sie gerne den ausländischen Fans näher bringen, so Lytvyak.

Neben den osteuropäischen Gastgebern hoffen auch die deutschen Tourismus-Organisationen auf wirtschaftlichen Profit durch die Fußball-Begeisterung. So rechnen etwa die Betreiber des neuen Berliner Flughafens Schönefeld damit, dass viele Fans hier landen werden, bevor sie nach Polen weiterreisen. Gerade rechtzeitig zum Anstoß soll der Flughafen den Betrieb aufnehmen. Die Insel Usedom wird Schauplatz der begleitenden Analysen der Experten Kathrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn sein und hofft daher ebenfalls auf einen möglichst einträchtigen Werbeeffekt.