Entfernung der Gallenblase: Wann ist die OP nötig?

Auch in Deutschland werden Operationen an der Galle durchgeführt, die (noch) nicht notwendig sind

Von Cornelia Scherpe
21. Januar 2015

Eine Studie aus den USA hat gezeigt, dass in den dortigen Krankenhäusern viele Chirurgen zu oft zum Messer greifen. Es werden Operationen durchgeführt, die (noch) nicht notwendig gewesen wären.

Auch in Deutschland zeigt sich in den verschiedenen Fachrichtungen immer wieder ein Trend in diese Richtung. Die Entfernung einer Gallenblase beispielsweise wird heute in Deutschland rund 175.000 mal im Jahr vorgenommen. In den 1980ern waren es dagegen nur 80.000 Eingriffe dieser Art pro Jahr.

Volksleiden Gallensteine

Zum Teil kann man die steigenden Zahlen mit der Zunahme an Patienten erklären. Gallensteine gehören heute zu den Volkskrankheiten und führen bei Betroffenen schnell zu einer lebensbedrohlichen Kolik.

Viele Menschen tragen ihre Gallensteine aber auch viele Jahre ohne Beschwerden. Tatsächlich soll jeder zehnte Deutsche bereits Gallensteine haben; im Seniorenalter sogar jeder zweite.

Die Gallenkolik

Eine Operation lohnt sich in diesen Fällen jedoch noch nicht. Es macht keinen Sinn, die Gallenblase aus purer Vorsicht zu entfernen.

Werden also bei einer Untersuchung via Ultraschall einige Gallensteine entdeckt, kann man diese einfach weiter beobachten. Nur wer bereits eine Gallenkolik hatte, sollte sich unter das Messer begeben. In diesen Fällen sind die gesundheitlichen Risiken größer als die OP-Risiken.

Akute Entzündung und Krebs

Zur Entfernung der Gallenblase wird außerdem geraten, wenn sich eine akute Entzündung zeigt. Da diese in der Tat schnell lebensgefährlich werden kann, rät man zu einer Operation innerhalb von 24 Stunden.

Der dritte berechtige OP-Grund ist die Krebsdiagnose. Wird ein Tumor in der Gallenblase entdeckt, sollte das komplette Organ entnommen werden.

Die Galle ist für ein vergleichsweise normales Leben nicht notwendig. Die Gallenflüssigkeit wird weiter produziert und verliert lediglich ihren Zwischenspeicher. Sie wird in der Leber hergestellt und wandert ohne Gallenblase einfach direkt in den Zwölffingerdarm.