Erster Kontakt zu Grippeviren prägt das Immunsystem für den Rest des Lebens

Wer als Kind mit bestimmten Viren in Kontakt kam, zeigt als Erwachsener gegen diese mehr Resistenz

Von Cornelia Scherpe
16. November 2016

Anders als bei einem grippalen Infekt ist die Infektion mit der "echten Grippe" (Influenza) eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Während normale Erkältungen schleichend schlechter werden, kommt das Schwächegefühl bei Influenza binnen Stunden. Forscher aus den USA haben sich angesehen, ob der erste Kontakt zu Grippeviren im Kindesalter einen Einfluss auf das Immunsystem im Erwachsenenalter hat.

1968: Das Jahr der Trendwende

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen mit einem Geburtsjahr vor 1968 eher gegen Influenza-Viren der Gruppe 1 resistent sind. In diese Gruppe fällt auch die gefürchtete Vogelgrippe (H5N1). Das bedeutet, dass diese Menschen bei einer H5N1-Infektion einen deutlich milderen Verlauf zu erwarten haben. Interessant war, dass Menschen mit einem Geburtsjahr nach 1968 zwar keine verbesserte Abwehr gegen H5N1 haben, dafür aber mit der Vogelgrippe-Abart H7N9 besser zurechtkämen. Sie haben hierfür eine Teilimmunität. Das erklärt, warum mehr alte Patienten an H7N9 und mehr junge Menschen an H5N1 versterben.

Die Forscher untersuchten, was genau die Jahrgangsgruppen unterscheidet und wurden auf die Hongkong-Grippe aus dem Jahr 1968 aufmerksam. Vor dieser Grippewelle waren die H1N1-Viren am weitesten verbreitet. Zu ihnen gehörten die Untergruppen H1, H2 und auch H5. Das Jahr 1968 bedeutete eine Trendwende:

  • die H1N1-Viren gingen zurück,
  • während die H3N2-Viren die Oberhand gewannen. Hierzu zählen die Subgruppen H3 H7 und H9.

Der Einfluss der ersten Infektion

Das zeigt, dass die erste Infektion in der Kindheit offenbar das Immunsystem für den Rest des Lebens prägt. Wer alt genug ist, dass er als Kind mit H1N1-Viren in Kontakt kam, zeigt als Erwachsener gegen diese mehr Resistenz, ist dafür aber gegen H3N2-Viren weniger geschützt. Für junge Menschen ist es genau andersherum.