Fahrradhelm-Pflicht käme der Gesellschaft teuer zu stehen: Verkehrsforscher berrechnet Kosten

Von Alexander Kirschbaum
7. April 2014

Mit Helm Fahrrad zu fahren ist sicherer, doch sollte deshalb in Deutschland eine Helmpflicht gesetzlich vorgeschrieben werden? Der Münsteraner Forscher Gernot Sieg verneint dies und verweist auf eine eigene Studie, in der er Kosten und Nutzen einer Helmpflicht gegenüberstellt.

Gesellschaftlicher Nutzen, Gesundheits- und Umweltkosten einer Helmpflicht

Demnach tragen derzeit etwa 13 Prozent aller Radfahrer hierzulande einen Helm. Diese sind bei Unfällen zwar besser geschützt, doch laut dem Forscher helfen Helme nicht immer. Nur jeder zweite Fahrradunfall würde Sieg zufolge mit einem Helm glimpflicher verlaufen. Demnach ergebe sich bei einer Helmpflicht ein gesellschaftlicher Nutzen in Höhe von 570 Millionen Euro.

Bei der Berechnung stützt sich der Forscher auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die den statistischen Wert eines Menschenlebens in Westeuropa mit 1,574 Millionen Euro angibt. Schwere Verletzungen verursachen Kosten in Höhe von 205.000 Euro, leichte in Höhe von 16.000 Euro.

Diesem positiven Effekt stehen Gesundheitskosten in Höhe von 472 Millionen Euro gegenüber, da im Zuge einer Helmpflicht mehr Menschen gänzlich auf das Radeln verzichten würden. Insgesamt prognostiziert der Forscher einen Rückgang der in Deutschland gefahrenen Kilometer um 4,5 Prozent, jeder gefahrene Kilometer mit dem Rad erzeugt einen gesundheitlichen Nutzen in Höhe von 1,05 Euro. Hinzu kommen Umweltkosten in Höhe von 11 Millionen Euro, da der Umstieg auf Auto oder Bahn zu einer Zunahme von Abgasen führt.

Auch mehr Fußgänger, die Kosten der Helme und der Komfortverlust müssen eingerechnet werden

Der Verzicht auf das Fahrrad bewirkt allerdings auch positive Effekte von jährlich 123 Millionen Euro, da die Zahl der Fußgänger wieder wächst. Soweit sieht es für die Befürworter einer Helmpflicht also gut aus, doch der Forscher von der Universität Münster rechntet noch weiter. Die deutschlandweiten Kosten der zu beschaffenden Helme schlagen mit 315 Millionen Euro zu Buche, dabei geht der Forscher von einem durchschnittlichen Helmpreis von 33 Euro aus.

Zu guter letzt bringt die Helmpflicht laut Sieg einen Komfortverlust mit sich. In den Augen vieler Helmgegner sind die Kopfbedeckungen unbequem, daher ist das Radeln ohne Helm ein Wert an sich, den der Forscher mit 171 Millionen Euro beziffert.

Wenn man alle genannten Faktoren in die Rechnung mit einbezieht, dann würde eine gesetzliche Helmpflicht jährliche Kosten in Höhe von insgesamt 278 Millionen Euro verursachen. Dem Forscher zufolge wäre es daher sinnvoller, Radfahren durch andere Maßnahmen sicherer zu machen, etwa durch bessere Radwege oder Tempolimits in Innenstädten.