Fingerabdrücke 2.0: Kriminaltechnik auf molekularer Ebene

In Australien wurde nun eine verbesserte Form des Abdrucknehmens entwickelt

Von Cornelia Scherpe
2. November 2015

Fast jeder hat es schon einmal im Fernsehen gesehen, oder im Krimi-Roman gelesen: Wenn Polizisten die Beweise an einem Tatort sammeln, müssen selbstverständlich auch Fingerabdrücke genommen werden. Dafür kommt ein feiner Pinsel zum Einsatz, der ein spezielles Pulver aufträgt.

Die kleinen Partikel bleiben an den Abdrücken hängen, denn man hinterlässt beim Berühren von Gegenständen winzige Spuren. Der erste Mordfall, der dank der Sicherung von Fingerabdrücken geklärt wurde, war 1892 in Argentinien. Hierzulande nutzt man die Methode seit 1903.

Fingerabdrücke 2.0: Schnell und genau

In Australien wurde nun eine verbesserte Form des Abdrucknehmens entwickelt. Statt mit einem Pulver geht die Spurensicherung hier mit einer Flüssigkeit ans Werk. Dieses bildet ein metallorganisches Gerüst, kurz auch MOF genannt. Das Gerüst funktioniert auf molekularer Ebene und bindet sich sofort an menschliche Rückstände. Da man beim Berühren

hinterlässt, kann ein haargenauer Fingerabdruck entstehen. Diese Fingerabdrücke 2.0 sind dank starker Kontraste genauer und zeigen den jeweiligen Abdruck in sehr hoher Auflösung. Ein weiterer Vorteil ist die Schnelligkeit des Verfahrens. Es dauert nur einige Sekunden, bis die Abdrücke unter UV-Licht in bunten Farben leuchten.

Die bisherigen Fingerabdrücke sind in schwarz und weiß und lassen sich je nach Situation nicht immer direkt am Tatort gewinnen. In manchen Fällen müssen die Gegenstände mitgenommen und die Abdrücke umständlich im Labor durch die Chemikalie DFO erstellt werden.

Untergrund entscheidend

Allerdings dürfte es noch etwas dauern, bis die bunten Fingerabdrücke ihre schwarz-weißen Vorgänger ersetzen, denn bisher gelingt die Gewinnung nur auf glatten Untergründen.

  • Auf Metallklingen,
  • auf Glas, oder
  • auf Lichtschaltern aus Kunststoff

ist das Verfahren sehr zuverlässig. Bislang nicht möglich ist dagegen die Spurensicherung auf rauen Oberflächen wie Kleidung, oder auf porösen Dingen wie Papier. Die Entwickler arbeiten aber bereits an einer Verbesserung der Methode.