Forscher erkennen Sprache aus Hirnströmen

Bevor Menschen etwas sagen, aktivieren Neuronen in der Großhirnrinde die Sprechmuskulatur

Von Ingo Krüger
16. Juni 2015

Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technologie haben herausgefunden, wie das Gehirn Sprechvorgänge plant. Ihnen gelang es, Laute, Wörter und ganze Sätze aus den Hirnströmen von Probanden zu bestimmen. Dabei fanden sie heraus, dass Neuronen in der Großhirnrinde die Sprechmuskulatur aktivieren, bevor Menschen etwas sagen.

Gehirnströme von Epilepsie-Patienten

Für ihr Experiment werteten die Forscher Gehirnströme von Epilepsie-Patienten aus. Sie platzierten dafür ein Elektrodennetz direkt auf der Großhirnrinde. Ärzte hatten das Hirn für die Behandlung der Epilepsie ohnehin freigelegt.

Dabei beobachteten die Wissenschaftler, wie das Gehirn den Sprechvorgang plante und mit den Neuronen in der Großhirnrinde die Sprechorgane betätigte. Solche Messungen sind mit Elektroden, die von außen auf den Kopf angelegt werden, nach derzeitigem Stand der Technik nicht möglich.

Kommunikation mit gelähmten Menschen

Die Patienten wurden nun aufgefordert, bestimmte Texte zu sprechen. So war den Forschern bekannt, welche Wörter gesagt wurden. Dabei legten sie in Datenbanken Einträge mit rund 50 verschiedenen Lauten an. Anschließend gelang es ihnen, mit Hilfe von Algorithmen das Gesagte zu verstehen. Die Methode könnte in Zukunft bei der Kommunikation mit gelähmten Menschen wertvolle Dienste leisten.