Frust oder Notwendigkeit? - Warum Fußballer ständig spucken

Von Christine Krusberski
30. Juni 2014

Spucken gehört zum Fußball wie Irokesen-Frisuren und stramme Waden. Kaum hat der Stürmer seine Position eingenommen, spuckt er beherzt auf das Grün. Normalerweise sind Spuckaktionen nicht tischfein und gehören diskret erledigt. Beim Fußball scheint Spucken aber ein Brauch mit Tradition zu sein und stört den geneigten Zuschauer wenig. Doch warum spucken Fußballer ständig? Ist es Frust oder Notwendigkeit? Muss die Spuckerei auf dem Feld wirklich sein?

Medizinische Argumente für eine feuchte Aussprache

Fremder Speichel sorgt für Ekel und Widerwillen bei den lieben Mitmenschen. Kein Wunder, denn Spucke ist eine echte Virenschleuder und schon einzelne Speichelfäden lösen Fluchtinstinkte aus. Fußballer interessiert das nicht - sie halten mit Inbrunst das Spielfeld feucht. Thomas Deitmer, Chefarzt der HNO Klinik Dortmund, liefert medizinische Argumente für die feuchte Aussprache von Fußballern.

Bei der rasanten Jagd auf das Rund steigt der Blutdruck, die Verdauung fährt auf Sparmodus, der Spieler atmet durch den Mund. Durch die Mundatmung trocknen die Schleimhäute schneller aus, die Speichelproduktion vermindert sich. Folge: Der verbleibende Speichel wird zäher und mutiert zu einer schleimigen Konsistenz. Diesen unappetitlichen Schleim wollen die Spieler verständlicherweise so schnell wie möglich entsorgen. Doch warum spucken Fußballer schon, wenn sie gerade erst den Platz betreten?

Mein Revier, mein Ball, meine Spucke

Sportpsychologen sind sich sicher, dass Fußballspieler nicht aus Jux und Dollerei in der Welt herumspucken. Vielmehr geht es darum, wie der Rüde von nebenan das Revier zu markieren und sich gegen negative Gedanken zu wehren. Clevere Zuschauer beobachten, dass der Fußballer öfter in hohem Bogen auf den Rasen spuckt, wenn er frustriert ist. Spuckende Spieler können sich durchaus mit medizinischen Erklärungen herausreden, doch letztlich ist die Speichelabgabe wohl eher einem Frustrationsgefühl zuzuschreiben.

Fraglich bleibt, warum Handballer und Eishockeyspieler der Spuckliebe weniger frönen. Wahrscheinlich, weil sie ihren Frust einfach herunterschlucken.