Gäste sind leicht zu beeinflussen: Bei großen Gläsern wird mehr getrunken

Beobachtungsstudie belegt, dass die Glasgröße einen Einfluss auf unser Trinkverhalten hat

Von Cornelia Scherpe
10. Juni 2016

Der Mensch ist nicht so konsequent, wie viele von sich selbst denken. Dieses Wissen ist nicht neu und wird beispielsweise in der Werbeindustrie genutzt, um gezielt zum Kauf zu animieren. Auch das Trinkverhalten kann in Restaurants und Bars offenbar bewusst beeinflusst werden. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie.

Der Einfluss der Glasgröße im Versuch

In Großbritannien hatten Forscher mit einem Restaurantbesitzer zusammengearbeitet. Dieser hatte ein Restaurant samt Barbereich und tauschte nun unter der Kontrolle der Wissenschaftler alle 14 Tage die Weingläser aus:

  1. Erst wurden Standardgrößen benutzt,
  2. danach besonders große Modelle,
  3. dann wieder Standard und anschließend
  4. kleinere Gläser.

Diesen Wechsel führte man mehrfach durch und dokumentierte genau das Trinkverhalten der täglichen Gäste. Um keine Verfälschungen zu provozieren, änderte sich weder die Form der Gläser noch die Preise oder die eingeschenkte Menge. Auch das Angebot an Weinen und das typische Ambiente der Räume war stets unverändert. Dennoch zeigte sich ein deutlicher Unterschied bei den Gästen.

Visueller Effekt

Während der Wochen mit großen Weingläsern steigerte sich der Weinverkauf des Lokals um insgesamt 9,4 Prozent. Gliederte man das Gebäude in Restaurant- und Barbereich auf, waren es 8,2 Prozent mehr im Restaurant und 14,2 Prozent im Barbereich. Der kleinere Anstieg im Restaurant geht vermutlich auf die Tatsache zurück, dass Gäste am Tisch in der Regel Weinflaschen ordern und in der Bar stets Gläser. Der beeinflussende Effekt größere Gläser wirkt im Barbereich stärker.

Warum genau die Glasgröße einen Einfluss auf das Trinkverhalten hat, kann die Beobachtungsstudie allein nicht sagen. Die Forscher vermuten aber, dass der visuelle Effekt entscheidend ist: Die gleiche Menge Wein sieht in großen Gläsern nach weniger aus. Der veränderte Maßstab lässt die Konsumenten nach mehr verlangen.