Geisterschiffe im Wattenmeer - Sandbänke in der Nordsee geben Wracks frei

Für Archäologen, die die Wracks erkunden wollen, heißt es nun: Schnell sein!

Von Nicole Freialdenhoven
22. Januar 2013

In früheren Jahrhunderten waren die Sandbänke von Süderoogsand und Norderoogsand in der Nordsee tödliche Fallen für Segelschiffe auf dem Weg nach Hamburg oder zu anderen Häfen entlang der deutschen Nordseeküste. Über 800 Schiffe strandeten seit dem 17. Jahrhundert auf den Sandbänken im Wattenmeer und unzählige Seeleute mussten ihr Leben lassen.

Faszinierender Blick in die Vergangenheit

Erst 1867 wurde schließlich eine 24 Meter hohe Bake mit einem Leuchtfeuer gebaut, die Schiffe vor den Sandbänken warnte und zugleich gestrandeten Seeleuten als Schutzraum dienen konnte.

Erosionen rund um diese Bake führen nun dazu, dass Schiffswracks aus vergangenen Zeiten aus dem Meeresgrund auftauchen und einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Am besten zugänglich ist das Wrack der Ulpiano, eines Schiffes, das auf seiner Jungfernfahrt am Heiligabend 1870 auf Süderoogsand strandete und nun bei Ebbe wie ein Geisterschiff aus dem Wattenmeer ragt.

Wettlauf mit der Zeit

Erst kürzlich gab die Sandbank ein weiteres Wrack frei, das noch aus Holz gebaut war und vermutlich aus dem frühen 18. Jahrhundert stammte.

Für Archäologen, die die Wracks erkunden wollen, ist es ein Wettlauf mit der Zeit: Schon bald können starke Stürme über der Nordsee zu neuen Erosionen führen. Dann verschluckt das Wattenmeer seine Beute erneut.