Genetische Faktoren der Schizophrenie - Nun sind 108 Risikogene bekannt

Von Cornelia Scherpe
23. Juli 2014

Patienten mit Schizophrenie erleiden immer wieder in Schüben eine Art Realitätsverlust. Sie haben akustische und visuelle Halluzinationen, zeigen eine veränderte Persönlichkeit mit Hang zur Paranoia und haben depressive Phasen. Bisher ist das Krankheitsbild nicht erschöpfend erforscht, doch weltweit sind Forscher bemüht, die Schizophrenie besser zu verstehen.

Bisher 108 Risikogene bei Schizophrenie erkannt

Viele gehen dabei davon aus, dass es bei der Krankheit um ein komplexes Wechselspiel aus genetischer Veranlagung und Umwelt geht. Dies bewahrheitet sich auch mehr und mehr. Die aktuellste genetische Untersuchung zeigt, dass man inzwischen 108 Risikogene benennen kann. Analysiert wurden hierbei die Gene von 113.075 gesunden Menschen und 36.989 Schizophrenie-Patienten. Man deckte die Unterschiede im Genom der Gruppen auf und wurde so auf neue Risikogene aufmerksam.

Nur 3,4 Prozent der Krankheitsfälle können Krankheit erklären

Von der Mehrheit - 83 Genen - weiß man allerdings noch nicht, wie genau sie die Krankheit entstehen lassen oder fördern. Bei anderen gibt es bereits Theorien. Die Mutation in den Genen "GRM3" und "GRIN2A", wie man sie bei Schizophrenie-Patienten immer wieder findet, bestätigt den Gedanken, dass es bei der Krankheit zu einem Fehler im NMDA-Rezeptor des Zentralen Nervensystems kommt. Die Gene sind nämlich für deren Entstehung wichtig. Weitere Genmutationen wie in "CACNB2" und "CACNA1" lassen außerdem vermuten, dass die Schizophrenie mit Störungen in den Kalziumkanälen der Nervenzellen zusammenhängt. Auch das wird schon seit einiger Zeit vermutet.

Die Forscher betonen aber, dass trotz der Vielzahl an Risikogenen für Schizophrenie alle 108 Gene gerade einmal 3,4 Prozent der Krankheitsfälle erklären können. Dies zeigt wiederum, wie groß der Spielraum für die Umwelteinflüsse ist, die mit hoher Wahrscheinlichkeit gemeinsam mit den Genen über den Ausbruch der Krankheit entscheiden.

Schätzungsweise ist rund ein Prozent der Menschheit von Schizophrenie betroffen, wobei Männer und Frauen ein vergleichbares Risiko tragen. Die ersten Zeichen zeigen sich meist während der Pubertät.