Geprägt bis ins Erwachsenenalter - Stress bei Babys verändert das Gehirn

Von Cornelia Scherpe
14. November 2012

Kinder sind sehr feinfühlig, daher spüren bereits die Neugeborenen, wenn bei Mama oder Papa seelisch etwas nicht stimmt. Obwohl sie selbst sich nur durch Schreien, Lachen und Weinen mitteilen können, bemerken Babys wenn die Eltern sehr gestresst sind. Nun hat eine Studie herausgefunden, dass dies nicht nur kurzzeitig die Seele des Kindes mitbelastet, sondern das Potential hat, das kindliche Gehirn auf Dauer zu verändern.

Die Untersuchung lief bereits seit 1989 und begleitete frischgebackene Eltern und ihre Kinder. Schon 1999 wurden erste Zwischenergebnisse veröffentlicht. Bei den 10-Jährigen, deren Eltern sich während ihrer Säuglingszeit viel gestritten hatten oder durch andere Probleme in Nöten waren, war das hormonelle Gleichgewicht verschoben. Die jungen Menschen hatten einen erhöhten Cortisolspiegel und waren oft bereits sozial auffällig.

Nun wurden weitere Ergebnisse veröffentlicht, nachdem die inzwischen volljährigen Probanden mittels Kernspintomographie untersucht worden waren. So wollten die Forscher herausfinden, ob der Stress im Säuglingsalter sich auf die Hirnaktivität ausgewirkt hatte. Und das hatte er. Bei diesen Kindern waren die neuronalen Verbindungen zwischen zwei wichtigen Zentren für Emotionen deutlich weniger stabil als bei anderen. Betroffen war dabei zum einen der präfrontale Cortex als Sitz der Vernunft und zum anderen die Amygdalae, die auch gern als "Angstzentrum" bezeichnet werden.

Interessant war die Tatsache, dass dieser Zusammenhang nur bei den Mädchen auftrat. Jungen dagegen zeigten auch nach einer belasteten Kindheit keine auffallenden Veränderungen in den Hirnzentren.