Gestörte Wahrnehmung bei Pädophilen: Kinder werden als Erwachsene betrachtet

Von Nicole Freialdenhoven
23. Mai 2014

Normalerweise löst der Anblick von Kindern bei Erwachsenen reflexartig Beschützerinstinkte und den Wunsch nach Fürsorge aus. Nicht jedoch bei pädophil veranlagten Menschen: Bei ihnen zeigt das Gehirn die gleichen Aktivitäten, die sonst nur der Anblick von anderen Erwachsenen auslöst, darunter auch eine mögliche sexuelle Anziehungskraft. Dies ergab eine Studie der Christian-Albrechts-Universität in Kiel mit 24 männlichen Pädophilen und 32 Kontrollpersonen.

Gehirnaktivität von Pädophilen

Alle Probanden sollten in einem Experiment Gesichter von Männern, Frauen und Kindern betrachten und nach ihrer sexuellen Attraktivität beurteilen, während ihre Gehirnaktivität gemessen wurde. Dabei stellten sie fest, dass die Kontrollpersonen - egal ob hetero- oder homosexuell - auf den Anblick erwachsener Männer oder Frauen reagierten, während die Gehirnaktivität der Pädophilen ruhig blieb. Umgekehrt zeigte sich bei ihnen Aktivität, wenn sie Kindergesichter betrachteten.

Gehirnströme reagieren auf "Kindchen-Schema"-Signale

Die Messung der Gehirnströme ergab, dass ihre Gehirne gewissermaßen falsch gepolt waren: Sie sprangen nicht auf die typischen Signale eines erwachsenen Gesichts an, sondern auf die Signale des "Kindchen-Schemas" mit großen Augen, rundlichem Gesicht und einer hohen gewölbten Stirn.

Eben jener Anblick, der bei anderen Menschen den Beschützerinstinkt weckt. Möglicherweise könnte diese Erkenntnis helfen, in Zukunft mit Hilfe eines einfachen Tests eine Neigung zur Pädophilie früh zu erkennen und vorbeugend zu behandeln.