Gezüchtete Nieren für chronisch Kranke - Die Retorten-Medizin macht Fortschritte

Von Cornelia Scherpe
12. September 2014

Viele Menschen mit chronisch erkrankten Nieren wünschen sich sehr, dass man die Ersatzorgane einfach aus dem Labor beziehen kann. Gerade wenn keine Verwandten für eine Spende zur Verfügung stehen, müssen Betroffene oft sehr lange auf ein Ersatzorgan warten.

Zu oft gibt es auch überhaupt keine neue Niere, da viele Menschen keine Organspender sind. Die Medizin arbeitet daher seit vielen Jahren an dem Traum der Retorten-Nieren und man kommt der Realität immer näher.

Neues Nierengewebe aus Stammzellen und iPS-Zellen

Es gibt einige neue Ansätze in der Forschung, die sehr viel versprechend sind. Erste Erfolge hat man bereits mit den Vorläuferzellen aus Nierengewebe verzeichnet. Diese Zellen stammen zwar aus der Niere, sie sind jedoch noch nicht voll entwickelt. Im Labor kann man sie jedoch dazu anregen, sich in funktionstüchtige Nierenzellen zu entwickeln.

Diese Methode findet in der Natur beständig statt. So sind beispielsweise manche Reptilien in der Lage, genau auf diesem Wege ihre Nieren komplett zu regenerieren. Kann man nicht auf Vorläuferzellen zurückgreifen, gibt es die Arbeit mit embryonalen Stammzellen, die weltweit vorangetrieben wird.

Im Frühjahr 2014 gelang es zum ersten Mal, dass humane embryonale Stammzellen im Labor dazu angeregt werden konnten, dass sich Nierenzellen daraus bildeten. Im Sommer 2014 dann gelang diese Züchtung sogar mit iPS-Zellen, die aus ethischer Sicht einfacher für die Züchtung neuer Organe genutzt werden können.

Auch Neuzüchtung vollständiger Nieren in Arbeit

Dies ist in beiden Fällen ein enormer Fortschritt. Die Forscher gehen aber davon aus, dass diese Züchtungen keine kompletten Nieren ersetzen werden, sondern vielmehr als Transplantate in bestehende Nieren eingesetzt werden. An kompletten Neuzüchtungen arbeitet man jedoch auch bereits.

Dafür nutzt man bisher die Nieren von Schweinen und lässt verschiedene Chemikalien so auf sie wirken, dass am Ende nur noch ein "Nieren-Gerüst" übrig bleibt. Diese Gerüst kann dann mit menschlichen Nierenzellen gefüllt werden und so entsteht eine künstliche Niere. An den Details dieser Methode wird allerdings noch gearbeitet.