Erstmalig gelingt das Nachzüchten einer Hornhaut durch körpereigene Stammzellen

Von Cornelia Scherpe
4. Juli 2014

Die Fähigkeit zu sehen, ist für den Menschen die wichtigste Verbindung zur Außenwelt. Die Wahrnehmung und Verarbeitung visueller Eindrücke macht rund 80 Prozent unserer Orientierung in der Welt aus. Aus diesem Grund ist der Verlust der Sehkraft für die meisten Menschen auch die schlimmste Behinderung.

Seit vielen Jahren schon forscht man weltweit nach Möglichkeiten, bisher unheilbare Schäden wieder zu reparieren. Auch der Verlust der Hornhaut auf den Augen zählt zu den Forschungsgebieten.

Stammzellen stammen aus Bindehautgewebe des Auges

In den USA ist es Wissenschaftlern nun zum ersten Mal gelungen, die menschliche Hornhaut durch Stammzellen komplett neu zu züchten. Dafür werden körpereigene Stammzellen des Patienten genommen, sodass man weder einen Spender benötigt, noch große Angst vor einer Abstoßung haben muss.

Der Durchbruch hatte lange auf sich warten lassen, da es bisher unmöglich war, die notwendigen Stammzellen im Auge zu finden. Man wusste aus Versuchen nur, dass die Stammzellen mit der Konjunktiva zusammenhängen müssen. Bei dieser handelt es sich um das Bindehautgewebe, das rund um den Augapfel verläuft und diesen mit den Lidern verbindet. Als Übergang zwischen Konjunktiva und umliegenden Gewebe verfügt das Auge über den sogenannten "Limbus". Ist dieser beschädigt, kann das Auge sich nicht selbst heilen. Ist er dagegen vorhanden, sind sogar schwere Hornhautschäden behebbar.

Spezielles Eiweiß ist verantwortlich für Stammzellsuche

Die US-Forscher suchten daher hier nach den notwendigen Stammzellen und wurden nun fündig. Zunächst gelang der Nachweis bei Versuchstieren und dann auch bei ersten Probanden. Wichtig ist dabei das Eiweiß "ABCB5", mit dem man die Stammzellen ausfindig machen kann. Das Protein sitzt auf der Oberfläche der Zellen und ist für die Funktion der Stammzellen wesentlich. Deaktivierte man bei Versuchstieren das Gen für ABCB5, konnte das Auge seine Hornhaut nicht mehr reparieren.

Forscher aus China haben die Daten der Kollegen genutzt und die notwendigen Stammzellen im Labor aus Hautzellen gezüchtet. Das Ergebnis waren funktionstüchtige Zellen, die bei Kaninchen mit defekter Hornhaut eingepflanzt wurden. Die Schäden ließen sich daraufhin reparieren.