Gibt es bald einen Bluttest für das Selbstmordrisiko?

Von Cornelia Scherpe
31. Juli 2014

Es klingt im ersten Moment utopisch, doch Forscher sind davon überzeugt, dass sie bald einen Test auf den Markt bringen können, der das individuelle Risiko auf einen Selbstmord anzeigt. Eine einfache Blutentnahme würde schon reichen, um die Gefahr für jeden Menschen ablesen zu können. Besonders ambulante Psychologen und stationäre Einrichtungen sind verständlicherweise sehr an einem solchen Test interessiert.

Gen SKA 2 zur Bestimmung Suizid-Gefahr

Bisher muss man sich darauf beschränken, dass Verhalten der Patienten zu beobachten und ihre Äußerungen zu interpretieren. Da das nicht immer einfach ist und manche Selbstmörder sich vor der Tat fast völlig normal verhalten, wäre der Test eine Revolution.

Die Analyse konzentriert sich dabei auf ein einzelnes Gen: SKA 2. Ältere Untersuchungen, bei denen Ärzte das Gehirn von Suizidpatienten analysiert hatten, haben gezeigt, dass dieses Gen auffallend verändert ist. Es kommt bei jedem Menschen vor, doch bei den Selbstmördern war es so umgestaltet, dass es im Gehirn nicht mehr richtig abgelesen wurde.

Normalerweise hat es einen großen Einfluss auf die Region des präfrontalen Cortex. In diesem Hirnbereich werden negative Gedanken verarbeitet und das impulsive Verhalten kontrolliert. Durch das unzureichende Ablesen des Gens war es bei den Selbstmördern offenbar zu Fehlern in diesem Bereich gekommen, was ihren Suizid teilweise erklären könnte.

Der Bluttest soll daher genau nach diesem Gen SKA 2 suchen und Veränderungen anzeigen. Kommt es zu einem positiven Ergebnis, ist dieser Mensch zumindest sehr stark gefährdet.

Erste Versuche haben dabei gezeigt, dass der Test wirklich funktionieren kann. Man hatte mit Menschen gearbeitet, die von ihrem Psychologen als suizidal eingeschätzt worden waren. Bei ihnen vermutete man also einen möglichen Selbstmord.

In 80 Prozent der Fälle fand man im Blut das veränderte Gen. Bei Teilnehmern, die ein besonders auffälliges Verhalten an den Tag gelegt hatten, lag die Trefferquote sogar bei 90 Prozent.