Größere Selbständigkeit bei geistig Behinderten führt zu höherem Alkoholismus-Risiko

Von Nicole Freialdenhoven
7. Januar 2014

Geistig Behinderte haben in den letzten Jahren viel größere Freiheiten genießen können als in den Jahrzehnten davor. Etwa 35.000 von ihnen leben heute selbständig in offenen Wohngemeinschaft, wo sie nicht länger abhängig sind von ihren pflegenden Familien oder anderen Betreuern.

Deutschland reagierte damit auf die Behindertenrechtskonvention der UNO, wonach geistig Behinderte ein Recht auf Inklusion haben. Allerdings bringt die gestiegene Selbständigkeit auch Probleme mit sich.

Geistig Behinderte sind nicht ausreichend für selbständiges Leben vorbereitet

So ergab eine Umfrage der nordrhein-westfälischen Behindertenhilfe, dass rund drei Viertel der Betreuer Probleme mit Bewohnern der Projekte hatten, die unter Trunk- oder Drogensucht litten. Vor allem Alkoholismus ist aufgrund der leichten Erhältlichkeit in Supermärkten und Kiosken ein großes Problem. Sind sie einmal dem Trinken verfallen, gestaltet sich die Suche nach einem Therapieplatz ebenfalls schwierig, denn viele Einrichtungen sind nicht auf die Behandlung geistig Behinderter ausgerichtet.

Nach Ansicht von Experten sind viele geistig Behinderte nicht ausreichend vorbereitet auf das selbständige Leben in einer Wohngemeinschaft und fühlen sich mit der plötzlichen Freiheit überfordert. Dazu kommt häufig ein Gefühl der Einsamkeit, wenn die Bezugspersonen nicht mehr täglich stundenlang da sind. Der Griff zur Flasche erscheint da ein bequemer Ausweg.