Hirnschäden durch Diabetes - die gestörte Durchblutung darf nicht unterschätzt werden
Eine Studie zeigt nun erstmals, wie stark sich die Stoffwechselstörung auf das Gehirn auswirkt
Menschen mit Diabetes leiden an einer Stoffwechselstörung, die den gesamten Körper negativ beeinflusst. Durch das Ungleichgewicht des Blutzuckers verändert sich im Organismus die Durchblutung. Dieser Fakt ist bereits länger bekannt, doch wie stark er sich auf das Gehirn auswirkt, zeigt nun erstmals eine Studie.
Arterielle Spinmarkierung für Diabetiker
Die Forscher wollten untersuchen, wie sehr die Hirndurchblutung bei Typ-2-Diabetikern verändert ist und ob man dies in kognitiven Leistungstests bemerken kann. Man untersuchte daher 40 Senioren zwei Mal im Abstand von 24 Monaten mittels MRT. Um genaue Aussagen treffen zu können, arbeitete man mit der arteriellen Spinmarkierung.
Diese Markierung macht es möglich, den genauen Blutstrom sichtbar zu machen. Nur 19 der 40 Teilnehmer hatten Diabetes, der Rest diente daher als gesunde Kontrollgruppe. Neben der bildlichen Darstellung der Hirndurchblutung führte man außerdem Tests durch, um die geistige Fitness zu messen.
Gehirndurchblutung nach Bedarf
Das Ergebnis: Bereits beim ersten Test zeigten die Diabetiker eine schlechtere Verfassung als die Kontrollgruppe. Ihre Antworten waren seltener korrekt und im MRT zeigte sich eine Einschränkung bei der Durchblutung.
Um das richtig zu verstehen, muss man wissen, dass jedes gesunde Gehirn passend zum aktuellen Bedarf unterschiedlich durchblutet wird. Wird es gefordert, steigt der Blutfluss, damit genügend Sauerstoff und Zucker zu den beteiligten Hirnregionen gelangen. Diese Anpassungsfähigkeit war bei den Senioren mit Diabetes deutlich eingeschränkt.
Schleichender Prozess
Im zweiten Testlauf nach 24 Monaten wurde der Unterschied zwischen Diabetikern und Kontrollgruppe noch deutlicher. Die erreichte Punktzahl im Kognitionstest sank bei ihnen von 46 auf 41 Punkte. Die gesunden Senioren blieben konstant bei 55 Punkten.
Auch die Durchblutung im Gehirn war bei Diabetikern weiter zurückgegangen. In nur zwei Jahren hatte sie sich um weitere 65 Prozent verschlechtert. Besonders betroffen sind offenbar die Hirnregionen, die für die Sprache und für komplexe Handlungen zuständig sind.
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Quelle
- http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63472/Wie-der-Typ-2-Diabetes-das-Gehirn-schaedigt Abgerufen am 16. Juli 2015