Im Tempel für Transsexuelle in Indien - heilig und ausgegrenzt

Von Dörte Rösler
18. Juli 2014

Transsexuelle gelten in Indien seit 2009 ganz offiziell als "drittes Geschlecht". Für die rund zwei Millionen Hijiras im Land hat das jedoch nicht nur Vorteile.

Transsexuellen werden besondere Kräfte zugesagt

Viele gläubige Hindus halten sie für heilig, in der Gesellschaft werden sie jedoch ausgegrenzt. Ihr spirituelles Zentrum ist der Tempel von Becharaji. In der Tempelanlage im Bundesstaat Gujarat leben nicht nur einige Dutzend Transsexuelle, die kleine Goldstatue der Gottheit Bachucara Mata zieht jährlich zehntausende Hijras an, um sich von ihr segnen zu lassen. Nach der indischen Sage Mahabharata sind Transsexuelle von Gitt berührt und haben deshalb besondere Kräfte.

Viele Inder laden deshalb zu Hochzeiten, Taufen oder Geburten eine Hijira, die durch Klatschen oder Handauflagen das Glück der Anwesenden verheißt. Hijras, die keinen Platz im Tempel haben, verdienen sich Geld mit Segnungen, die sie am Straßenrand, in Bussen oder Zügen erteilen.

Ausgestoßene in der indischen Gesellschaft

Berühmte Hijras können für ihre typisches Händeklatschen stattliche Summen kassieren. Das Anderssein provoziert jedoch auch und macht die Transsexuellen zu Ausgestoßenen. Die meisten leben abseits der Gesellschaft in der Gemeinschaft mit anderen Hijras, angewiesen auf Spenden oder Almosen. Ein regulärer Job ist für viele undenkbar, in Arztpraxen und Krankenhäusern werden sie abgewiesen.