Intimer Alltag: Die Balance wahren

Von Katharina Cichosch
8. August 2014

Am Anfang einer neuen Liebe ist alles ganz aufregend. Der Bauch kribbelt, das Herz rast - wunderschön, aber nicht von Dauer.

Wenn sich der Alltag einschleicht, zwei Menschen vielleicht schon zusammen wohnen oder aber zumindest oft Bett und Tisch miteinander teilen, dann verändern sich die Verhältnisse: Die Nähe zum Anderen wird nicht mehr unbedingt als aufregend, sondern bald als ganz normal wahrgenommen.

Die kleinen aber gefährlichen Grenzüberschreitungen

Das ist bis zu einem gewissen Grad sogar gut so, schließlich kann niemand in Dauernervösität miteinander leben. Aufregung hat auch ihre schlechten Seiten. Andererseits liegt gerade hier ein gewisses Risiko für die Beziehung - denn wer keinerlei Hemmungen mehr gegenüber der Partnerin oder dem Partner hat, der überschreitet permanent dessen Grenzen.

Ungefragt die Klotür offen stehen lassen, sich vor dem anderen eine Intimrasur verpassen oder Nägel schneiden: All dies kann unbewusst die Privatsphäre verletzen.

Und so gemütlich gemeinsames Beisammensein im Pyjama auch sein mag: Wer sich ausschließlich für die Welt außerhalb der eigenen vier Wände pflegt, zu Hause aber tagelang mit ungewaschenen Haaren, schmutzigen Fingernägeln und Schlabberlook herumläuft, der zeigt ebenfalls wenig Respekt für den Partner.

Das gesunde Maß zwischen Distanz und Nähe

Aber auch die nicht sichtbaren Verhaltensweisen spielen eine wichtige Rolle. Sich jederzeit ungefragt beim anderen über das eigene Leben zu beschweren, Zuneigung und Zärtlichkeiten für selbstverständlich zu nehmen oder gar einzufordern, sind oft nicht gerade förderliche Verhaltensweisen für eine Beziehung.

Natürlich ist es stets eine Entscheidung beider Partner, wie viel Intimsphäre jeder für sich braucht und was er vom anderen erwartet. Die richtige Balance zwischen Distanz und Nähe zu finden, ist gerade in der gemeinsamen Wohnung nicht einfach. Deshalb sollten beide Rückzugsmöglichkeiten haben, um Zeit für sich allein zu genießen - und auch dem anderen Raum für sich geben zu können.

Wenn das platztechnisch nicht funktioniert, dann können beide gemeinsam überlegen, ob man dem Partner die Wohnung auch einfach einmal für ein Wochenende allein überlässt und währenddessen zum Beispiel einen Familienbesuch einplant. Auf diese Weise geht man ganz natürlich wieder auf Distanz - und kann sich danach vielleicht sogar mit Schmetterlingen im Bauch wiedersehen.