Jeder dritte Gebrauchtwagen mit falschem Kilometerstand

Tacho-Mafia: Verstellung des Kilometerstandes im großen Stil

Von Ingo Krüger
18. März 2011

Augen auf beim Autokauf. Geschwindigkeitsmesser vieler Gebrauchtwagen sind manipuliert. In Deutschland weist jedes Fahrzeug aus zweiter Hand einen fehlerhaften Kilometerstand auf. Dies berichtete die Polizei.

Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenorganisation KÜS riet Autokäufern, besonders die Innenausstattung eines Wagens unter die Lupe zu nehmen. Sei die verschlissen und abgenutzt, könne eine niedrige Laufleistung nicht stimmen. Dann weise alles auf einen Betrug hin, so Marmit. Wer Bedenken habe, solle unbedingt einen Fachmann hinzuziehen.

Einen Schwindel ohne Fachmann erkennen

Einen weiteren Hinweis gab Ulrich Köster vom Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK). Er empfahl einen Blick auf den Ölwechselaufkleber im Motorraum. Dort stehe häufig nicht nur das Datum des Ölaustauschs, sondern auch der Kilometerstand. Für Laien sei es prinzipiell schwierig, eine Manipulation zu erkennen, so Köster.

Mitarbeiter einer Kfz-Werkstatt haben es leichter, einen Schwindel zu entlarven. Sie können mittels Computer die Wartungsintervalle bestimmen oder herausfinden, wann der Tachometer hergestellt wurde. So können sie unter Umständen die Manipulation eines Speicherchips entdecken.

Am sichersten für Autokäufer ist ein lückenloses Service-Heft. Auch Rechnungen und Belege über die Hauptuntersuchungen geben gute Hinweise für Kunden, die sich einen Gebrauchtwagen anschaffen wollen.

Bereits entlarvte Tacho-Mafia

Die Münchener Polizei gab bekannt, dass allein in Deutschland jedes Jahr rund sechs Millionen Second-Hand-Autos verkauft würden. Den Ordnungshütern war am vergangenen Dienstag bei einer Razzia ein großer Erfolg gegen die sogenannte "Tacho-Mafia" gelungen. Die 26 festgenommenen Männer sollen Tachos manipuliert und Autopapiere gefälscht haben.

Ein Großaufgebot von 500 Beamten beschlagnahmte dabei 230 Autos, darunter zahlreiche Luxuskarossen. Bestandteil der Ermittlungen war auch ein Unternehmen, das mit dem Text "Hier Pixelentfernung" warb. Das Wort "Pixelentfernung" diente anscheinend als Codewort für die Mechaniker des Betriebs, die zuständig für die Manipulation der Tachos waren.