Kann die Sonnenaktivität eine Autoimmunerkrankung beeinflussen?

Bei Sonnenstürmen haben Patienten mit rheumatoider Arthritis oder Riesenzellarteriitis mehr Probleme

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2015

Immer wieder treten auf dem Stern unseres Sonnensystem heftige Stürme auf. Diese periodischen Sonnenstürme sind für Astronomen sehr interessant, werden aber in anderen Wissenschaften wie der Medizin nicht beachtet. Es ist auch nicht sehr naheliegend, Vorgänge auf der Sonne mit Krankheiten auf der Erde in Verbindung zu bringen. Ein Physiker hat nun jedoch gezeigt, dass es einen ungeahnten Zusammenhang geben könnte.

Sonnenaktivität und Krankheitsverlauf

Er fand heraus, dass bei Sonnenstürmen Patienten mit rheumatoider Arthritis und Betroffene der Riesenzellarteriitis mehr Probleme haben. Bei beiden Leiden handelt es sich um Autoimmunerkrankungen. Die Riesenzellarteriitis betrifft dabei die Gefäße und es kommt aufgrund der Überreaktion des Immunsystems zu systemischen Entzündungen. Bei der Arthritis sind dagegen vor allen Dingen die Gelenke betroffen.

Der Physiker konnte festhalten, dass die Verläufe beider Krankheiten parallel zur Sonnenaktivität verlaufen. Da Patienten sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht darüber informieren, wie die aktuelle magnetische Aktivität der Sonne ist, kann man einen Placeboeffekt (anders als bei manchen Vollmond-Problemen) ausschließen.

Direkter oder indirekter Zusammenhang?

Man kann allerdings nicht sagen, ob es einen direkten oder nur einen indirekten Zusammenhang gibt. Denkbar sei beispielsweise, dass die Sonnenaktivität auf das Schlafverhalten wirkt und es bei Sonnenstürmen zu verminderter Melatoninproduktion kommt.

Melatonin ist das Schlafhormon und sehr wichtig für den Tag-Nacht-Rhythmus. Gibt es zu wenig Melatonin, kann das zu Schlafstörungen führen und diese wiederum wirken sich auf das Immunsystem aus. Daher könnten Sonnenstürme indirekt die Heftigkeit von Autoimmunkrankheiten erhöhen.

Nun sind Studien gefragt, die sich den möglichen Zusammenhang genauer ansehen. Sollte die Aktivität der Sonne wirklich einen Einfluss haben, könnte man daraus präventive Maßnahmen entwickeln. Menschen mit starken Autoimmunleiden könnten beispielsweise einen Umzug in Betracht ziehen und in Regionen leben, die nur wenig von den Ausläufern der Sonnenstürme betroffen sind.