Kein Morphin für Kinder nach einer Mandeloperation

Bei der sogenannten Tonsillektomie werden die Gaumenmandeln entfernt, weshalb der Eingriff umgangssprachlich auch Mandeloperation genannt wird.

Meist erfolgt die OP bereits in jungen Jahren, wenn die Kinder immer wieder von Mandelentzündungen geplagt wurden. Der Eingriff an sich ist vergleichsweise harmlos, doch die kleinen Patienten leiden oft einige Tage unter den postoperativen Schmerzen.

Umwandlung von Codein zu Morphin

Um diese Beschwerden abzufangen, setzte man in den USA lange Zeit auf die Verschreibung von Codein. Die Eltern erhielten das Rezept und konnten die Kinder so daheim mit dem Schmerzstiller versorgen.

Dabei häuften sich jedoch die Todesfälle. Man untersuchte diese und musste feststellen, dass bei manchen Kindern das Codein im Körper zu Morphin umgewandelt wird. Auch Morphin wirkt als Schmerzstiller, doch die Risiken sind groß.

Es kann beispielsweise zu einem plötzlichen Atemstillstand kommen, was bei den verstorbenen Kindern der Fall gewesen war. Seit 2012 ist daher der Einsatz von Codein als Schmerztherapie bei frisch operierten Kindern verboten.

Risiken der direkten Morphin-Vergabe

Die Krankenhäuser änderten ihr Vorgehen und verschrieben statt Codein direkt Morphin. Sie wollten dabei verhindern, dass man die genaue Dosis des Morphins im Körper nicht kontrollieren kann, da unklar ist, in welchen Mengen Codein zu Morphin umgewandelt wird. Doch auch durch die direkte Morphin-Verschreibung ist laut einer Studie nicht ratsam.

Man hatte 91 Kinder nach der Mandeloperation in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Eltern erhielten entweder ein Rezept für

• Paracetamol plus Morphin oder für
• Paracetamol plus Ibuprofen.

Von den Kindern, die Ibuprofen erhalten hatten, zeigten 68 Prozent bereits in der ersten Nacht nach der OP eine bessere Sauerstoffsättigung. Bei Morphin waren es dagegen nur 14 Prozent. Entsprechend kam es unter Morphin öfter zu einem bedenklichen Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut.

Die Empfehlung geht daher klar von Morphin weg. Das Mittel sollte nur in Notfällen genutzt werden und auch dann nur bei einer Überwachung im Krankenhaus.