Kinder zu sozialen Menschen erziehen

Von Katharina Cichosch
29. September 2014

Die Frage, ob Menschen von Geburt an "gut" oder neutral sind, lässt sich wohl nie endgültig beantworten. Dass Eltern und auch Großeltern aber selbst eine Menge tun können, um die Kleinen zu sozialen Wesen zu erziehen, daran besteht mit Sicherheit kein Zweifel. Die Art und Weise, wie dies am besten funktioniert, dürfte jedoch einige überraschen.

Glaubwürdig sein - aber wie?

Verschiedene Studien legen nahe, dass es offenbar viel weniger auf den jeweiligen Erziehungsstil ankommt als auf eine ganz entscheidende, andere Sache - nämlich, wie sich die großen Vorbilder selbst verhalten. Wer von seinen Kindern Ehrlichkeit verlangt und selbst gern andere über´s Ohr haut, wer Gewaltlosigkeit predigt, aber wem im Wutausbruch selbst schon einmal die Hand ausrutscht (was im Übrigen seit vielen Jahren strafbar ist), der wirkt absolut unglaubwürdig.

Dasselbe gilt für soziales Engagement: Von den Kleinen verlangen, dass sie zum Beispiel ein Mal pro Jahr für den guten Zweck spenden, aber selber sonst nur wenig Mitgefühl für bettelnde oder hungernde Menschen direkt vor der Haustür zu zeigen, ist alles andere als ehrlich.

Auch Streits gehören dazu

Natürlich müssen es nicht gleich solch radikalen Beispiele sein. Doch neben Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und einem gewaltfreien Umgang miteinander kommt es natürlich noch auf viele weitere Dinge an - insbesondere die Fähigkeit, uns in andere Menschen hineinzuversetzen. Und hier können Eltern und Großeltern am besten direkt selbst zeigen, dass sie ihre Kinder bzw. Enkel als eigenständige Wesen respektieren, Verständnis zeigen - aber eben auch die eigene Position stark machen.

Das Austarieren von Interessen ist eine der wohl wichtigsten Lektionen, die man dem Nachwuchs mit auf den Weg geben kann: Jeder hat das Recht auf seine eigenen Wünsche und Gefühle, aber eben genauso auch jeder andere Mensch. Wer lernt, dass Konflikte nichts Schlimmes bedeuten müssen, sondern urmenschlich sind, der hat schon eine Menge für´s Leben mitgenommen.

Keiner ist unfehlbar

Zu guter Letzt noch ein Tipp: Eltern dürfen natürlich Fehler machen. Sich dies einzugestehen, muss keine Schwäche sein. Ganz im Gegenteil: Starke Eltern, die ihren Kindern zeigen, dass man auch schwach sein darf, sind die besten Vorbilder.

Insofern: Verbiegen Sie sich nicht - aber reflektieren Sie, welches Verhalten Sie selbst an den Tag legen und welche Einstellungen Sie Ihren Kids im Alltag mit auf den Weg geben. Nicht zuletzt kann Erziehung ein wunderbarer Anlass sein, die eigenen Prioritäten einmal auf den Prüfstand zu stellen...