Kleine Nierensteine loswerden: Nach dem Arztbesuch zum Achterbahnfahren

Mit dem 3D-Modell einer Niere im Rucksack, fuhren Mediziner insgesamt 20 Mal Achterbahn im Dienste der Wissenschaft

Von Cornelia Scherpe
20. Oktober 2016

Was umgangssprachlich als Nierensteine bezeichnet wird, sind Ablagerungen. Sie bilden sich aus Urin, nehmen eine kristalline Form an und werden so zum Fremdkörper. Nierensteine können je nach Größe und Lage zu überaus schmerzhaften Koliken führen und im schlimmsten Fall innere Verletzungen hervorrufen. Es gibt verschiedene Therapieansätze, wie mit der Nephrolithiasis, so der medizinische Name, umgegangen werden sollte. US-Ärzte haben kürzlich eine sehr ungewöhnliche Vorgehensweise vorgeschlagen.

Silikonniere auf der Achterbahn

Die Idee der Mediziner beruht auf den Berichten verschiedener Patienten. Diese hatten unabhängig voneinander angegeben, dass ihre vorher diagnostizierten Nierensteine sich bei einer Achterbahnfahrt gelöst hatten und beim normalen Toilettengang nach der Fahrt ausgeschieden wurden.

Die Ärzte konnten bei mehreren Berichten nicht an Zufall glauben und bauten ein 3D-Modell einer Niere. Diese bestand aus Silikon und wurde mit echtem Urin und drei Harnsteinen eines Freiwilligen befüllt. Das Modell legten sie in einen Rucksack und gingen auf die Achterbahn.

Die Mediziner fuhren insgesamt 20 Mal und hatten sich die Steine gelöst, legten sie diese nach jeder Fahrt wieder in die Silikonniere. Das erstaunliche Ergebnis: In 70 Prozent der Fahrten gelang es tatsächlich, die Nierensteine zu lösen, was bei einem realen Menschen das natürliche Ausscheiden über den Urin ermöglicht hätte.

Einfluss des Sitzplatzes

Die Forscher dokumentierten auch, wo in der Achterbahn sie gesessen hatten. Es zeigte sich, dass die Lösung der Steine umso besser gelang, je weiter hinten sie saßen:

  • Ganz vorn lag die Erfolgsquote nur bei 16 Prozent,
  • ganz hinten bei 64 Prozent.

Auf die Größe der Steine kommt es an

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie sieht zwar kleine Schwächen in der Durchführung des Experiments, aber sie bestätigt auch, dass eine Achterbahnfahrt durchaus diesen Effekt erzielen kann. Durch die heftigen Bewegungen können die Steine ihre Nische verlassen und über die Harnröhre abwärts wandern.

Zumindest kleinen und unkomplizierten Nierensteinen kommt man auf diesem Wege ohne aggressive Eingriffe bei. Bei größeren Steinen (über sechs Millimeter) ist die Gefahr auf Verletzungen aber zu groß. Hier bleibt die Stoßwellentherapie das erste Mittel der Wahl.