Kleinkinder haben ein häufig unterschätztes Moralempfinden

Schon mit drei Jahren zeigt sich bei Kindern ein Gespür für moralische Handlungen

Von Cornelia Scherpe
19. November 2010

Eine Studie aus Leipzig wirft ein neues Bild auf die menschliche Moral und wie sie in jedem Menschen entsteht. Man fand heraus, dass schon die Kleinsten ein unglaublich hohes Maß an Moral haben und sich diese nicht wie bislang geglaubt erst im Laufe der Jugend und Teenagerzeit wirklich ausbildet.

Die deutschen Forscher luden 300 Eltern mit Kindern ein, die im Durchschnitt drei Jahre alt waren. Sie spielten den Kleinkindern wie auf einer Theaterbühne verschiedene Szenen vor, in denen Erwachsene eine Zeichnung kaputt machten.

Nur diejenigen, die das Bild ohne Absicht zerstört hatten, bekamen Hilfe

In einigen Szenen geschah das ohne Absicht des Erwachsenen, in anderen war es eine mutwillige Zerstörung. Dann setzten sich die Erwachsenen zu den Kindern und baten sie, mit ihnen gemeinsam etwas Neues zu zeichnen. Die Kinder reagierten dabei sehr moralisch. Sie halfen nur den Erwachsenen, die offenbar ohne Absicht das Bild zuvor kaputt gemacht hatten.

Wer mutwillig zerstört hatte, dem wollten die Kinder auf keinem Fall helfen. Das zeigt, dass bereits Kleinkinder ein deutliches Gespür für moralische und amoralische Handlungen haben und diejenigen nicht unterstützten, die gegen ihren Moralbegriff handeln. Die Kinder können Verhalten nicht nur wahrnehmen, sondern bereits in eine Moralvorstellung einordnen.