Knieschmerzen - die häufigsten Irrtümer

Von Dörte Rösler
22. September 2014

Knieschmerzen können die Betroffenen im Alltag und beim Sport stark einschränken. Zur Behandlung der Beschwerden kursieren zahlreiche gutgemeinte Ratschläge und Meinungen. Viele sind allerdings falsch.

1. Dehnübungen belasten das Knie

Bei einer akuten Knieverletzung sind Dehnungen nur in Maßen sinnvoll. Um Kniebeschwerden vorzubeugen und chronische Schmerzen zu lindern, raten Orthopäden jedoch zu regelmäßigen Dehnübungen.

Die Wirkung zeigt sich auf mehrere Ebenen: verkürzte Muskeln und Sehnen, die etwa Zug auf die Kniescheibe ausüben, werden verlängert. Durch Sportarten wie Yoga oder Pilates, die sanfte Dehnungen enthalten, bleibt das Gewebe außerdem elastisch. Das beugt Überlastungsschäden vor.

2. Nach dem Sport helfen schmerzlindernde Salben

Schmerzlindernde Salben oder Gels sind bei vorübergehenden Problemen ideal. Sie kühlen das Gewebe, lindern Schmerzen und stoppen Entzündungsprozesse. Wenn Kniebeschwerden öfter auftreten oder länger andauern, kann eine rein symptomatische Behandlung aber auch schaden. So verpassen Betroffene oft den optimalen Zeitpunkt für eine Therapie, Gelenkschäden verstärken sich.

3. Ein gerissenes Kreuzband verlangt eine Operation

Nicht jeder Kreuzbandriss macht eine OP erforderlich. Ältere Menschen, die nur moderat Sport treiben, können auch ohne Operation gut zurechtkommen. Bei jungen und sportlichen Patienten raten Orthopäden jedoch zur OP.

Hintergrund: die Muskeln können das Kniegelenk nach einem Kreuzbandriss oft nicht so gut stabilisieren, wie das für intensiven Sport nötig wäre. Auf lange Sicht drohen Meniskusschäden und vorzeitiger Verschleiß.

4. Meniskus-OP und Knie-Arthroskopie bringen nichts

Tatsächlich haben viele Patienten überzogene Erwartungen an eine Knie-Operation. Bis das Gelenk wieder schmerzfrei und voll beweglich ist, können mehrere Monate vergehen. Ohne konsequente Physiotherapie und Muskelaufbau gelingt es gar nicht. Mancher Patient wird auch dauerhaft unter Einschränkungen leiden.

Ob eine Meniskus-OP oder eine Arthroskopie des Knies sinnvoll, ist hängt jedoch vom Einzelfall ab. So kann zum Beispiel die Entfernung von abgerissenen Meniskusteilen die Beschwerden rasch lindern. Auch die arthroskopische Befreiung von einklemmenden Gelenkteilen führt zu einer schnellen Besserung.

5. Nach einer OP muss das Knie schnell belastet werden

Es stimmt, eine zügige Physiotherapie bringt auch die Koordinationsfähigkeit des Knies schneller zurück. Wer sein Knie zu lange schont, riskiert Gelenksteifigkeit. Normal sportliche Menschen sollten es jedoch langsamer angehen lassen als Profi-Kicker.

Sowohl bei der Kniegelenkstreckung als auch der Mobilisierung der Kniescheiben sollten die Übungen schmerzfrei durchgeführt werden können. Eine leichte abendliche Schwellung ist normal, damit das Gelenk später optimal beweglich ist, sollte zu Beginn der Reha nach jeder Belastung jedoch auch eine konsequente Entlastung oder Ruhigstellung des Knies erfolgen.