Krebsdiäten - meist wirkungslos, manchmal sogar schädlich

Statt einer Krebsdiät sollten Erkrankte lieber auf individuelle Ernährungspläne setzen

Von Dörte Rösler
23. März 2015

Um den Krebs zu besiegen, greifen Erkrankte nach jedem Strohhalm. Parallel zur schulmedizinischen Therapie oder wenn diese versagt hat, versuchen es viele Betroffene mit einer sogenannten Krebsdiät. Im besten Fall sind die Ernährungsegeln wirkungslos, oft schaden sie dem Patienten sogar.

Mangelernährung vorbeugen

Nach einer Studie aus dem Jahr 2006 leidet jeder vierte Klinikpatient unter Mangelernährung. Wer an Krebs erkrankt, ist jedoch in besonderem Maße auf eine nährstoffreiche Kosten angewiesen.

Die Kombination aus

führt sonst häufig zur Tumorkachexie: die Patient magert binnen kurzer Zeit drastisch ab.

Kalorienreduzierte Diäten wie eine Trinkkur mit Tee und Gemüsesaft (Breuß-Diät) fördern die Entstehung einer solchen Tumorkachexie. Stattdessen sollten Erkrankte auf hochkalorische Nahrung achten. Bei Schluckbeschwerden hat sich etwa flüssige "Astronautenkost" wie fresubin bewährt.

Tumorzellen aushungern?

Die ketogene Diät wurde bereits in den 1920er Jahren entwickelt und gilt heute als bekannteste Antikrebs-Diät. Durch den weitgehenden Entzug von Kohlenhydraten sollen die Krebszellen ausgehungert werden.

Tatsächlich benötigen Tumorzellen Glukose, um zu wachsen. Auch bei einer strengen Diät ist allerdings so viel Glukose im Blut vorhanden, dass der Krebs überleben kann.

Mehrere Studien weisen sogar darauf hin, dass eine ketogene Ernährung im Tumor einen parasitären Stoffwechsel begünstigen: durch Selektionsdruck werden vermehrt Tumorstammzellen gebildet, das umliegende Gewebe entzündet sich und heizt damit das Krebswachstum an.

Individuelle Ernährungspläne

Statt mit einseitigen Diäten das Tumorwachstum zu fördern, empfehlen Mediziner individuelle Ernährungspläne. Im Fokus sollte dabei eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen stehen, damit die Patienten nicht abmagern und das Immunsystem stabilisiert wird.

Eine gute Lebensqualität erhöhe dann auch die Chancen, den Krebs zu besiegen. Durch eine Umstellung auf eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkorn und Proteinen kann etwa nachweislich die Rückfallquote verringern.