Kuschelhormon Oxytocin lässt Affen die Welt durch eine rosa Brille sehen

Von Nicole Freialdenhoven
28. Juni 2013

Oxytocin ist als Kuschelhormon bekannt, weil es für eine engere Bindung zwischen Mutter und Kind oder zwischen Verliebten sorgt. Wie dieser Prozess funktioniert, wollten Forscher aus den USA nun genauer wissen:

Sie verabreichten Rhesusaffen in einem Experiment Oxytocin in Form von Nasenspray und stellten fest, dass sich die Tiere anschließend kaum noch um unbekannte oder dominant wirkende Artgenossen kümmerten, die normalweise als potenzielle Gefahr stets im Auge behalten werden.

Die männlichen Affen wurden dabei in zwei Gruppen unterteilt, von denen die eine Oxytocin erhalten hatte und die andere nicht. Während die Affen, die das Hormon nicht erhalten hatten, ihre sozial höher stehenden männlichen Artgenossen stets beobachteten und auch auf andere Affen und neutrale Objekte schnell reagierten, ließen sich die Affen, die zuvor Oxytocin erhalten hatten, weit weniger von potenziell bedrohlichen Artgenossen ablenken. Sie blieben viel eher auf das Schmusen mit der Partnerin und dem Spielen mit dem Nachwuchs konzentriert.

Die Wissenschaftler vermuten, dass der mit den Rhesusaffen eng verwandte Mensch ähnlich reagiert. Beide Gruppen besitzen die gleichen neurologischen Schaltkreise, die das soziale Verhalten beeinflussen. So dürften auch Menschen ihre Umwelt durch eine "rosa Brille" sehen und mögliche bedrohliche negative Faktoren ausblenden, wenn sie unter Oxytocin-Einfluss stehen.