Warum Laufen glücklich macht - Hormon aus den Fettzellen reguliert Runner's High

Kanadische Forscher haben nun herausgefunden, dass das Hormon Leptin auch die Lust am Laufen fördert

Von Dörte Rösler
29. September 2015

Das Hormon Leptin galt bisher als Appetitzügler. Tatsächlich spielt das Sättigungshormon eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung von Hungergefühlen und der Regulierung des Stoffwechsels. Forscher haben nun aber eine weitere Wirkung von Leptin entdeckt: es fördert den Bewegungsdrang und die Lust am Laufen.

Regulation des Fetthaushalts in der Praxis nicht so einfach

Leptin wird in den Fettzellen des Körpers produziert. Mit dem Blut gelangt es an spezielle Rezeptoren im Gehirn und löst dort verschiedene Stoffwechselreaktionen aus.

Je mehr Fettzellen vorhanden sind, desto mehr Leptin kursiert im Körper und desto stärker wird der Appetit gezügelt. Sinkt die Hormonmenge, steigt das Hungergefühl - jedenfalls in der Theorie.

In der Praxis scheint die Regulation des Fetthaushalts bei vielen Menschen nicht so einfach zu funktionieren. Übergewichtige nehmen etwa trotz hoher Leptinproduktion weiter zu, weil die Rezeptoren im Gehirn nicht mehr richtig auf die Signale reagieren.

Magersüchtige sind dagegen überempfindlich gegen Leptin: schon geringe Mengen reichen aus, um den Hunger zu blockieren. Dafür fördert das Hormon bei ihnen den Bewegungsdrang.

Leptin macht high

In einem Experiment mit Mäusen konnten kanadische Forscher nun nachweisen, wie Leptin den Drang zu körperlicher Bewegung und die Ausschüttung von körpereigenen Endorphinen beeinflusst. Tiere, denen die Andockstellen für das Hormon fehlten, ließen sich auch durch pure Leptin-Gaben nicht in der Laufbegeisterung stoppen.

Mäuse mit normalem Leptin-Stoffwechsel verloren bei steigendem Hormonpegel die Lust am Laufen. In ihrem Gehirn wurde nachweislich weniger Dopamin ausgeschüttet.

Schlanke macht Sport glücklicher

Diese Ergebnisse könnten erklären, wieso gerade schlanke Menschen einen stärkeren Bewegungsdrang haben und beim Laufen öfter einen Runner's High verspüren. Da sie weniger Fettzellen zur Produktion von Leptin haben, kann das Hormon den Organismus weniger dämpfen, und sie reagieren sensibler auf das beim Laufen ausgeschüttete Dopamin. Bei dickeren Menschen kommt die dämpfende Wirkung von Leptin stärker zum Tragen, und sie fühlen sich beim Sport weniger glücklich.

Leptin fördert Ausdauer

Aus evolutionärer Sicht macht die Leptin-Rückkopplung durchaus Sinn. Je weniger Körperfett unsere Vorfahren hatten, desto größer wurde ihre Ausdauer beim Suchen nach Nahrung oder der Verfolgung von Beute. Das Runner's High könnte ihnen geholfen haben, trotz Hunger so lange zu laufen, bis sie Nahrung gefunden hatten.

Wenn die Fettzellen reichlich Leptin produzieren, wird die Ausschüttung von Endorphinen gedrosselt, das Durchhaltevermögen sinkt. Besonders trifft dies Übergewichtige, deren Andockstellen nicht mehr richtig auf Leptin reagieren.

Wie eine ältere Studie zeigt, kann Bewegung den Stoffwechsel aber so verändern, dass Leptin von den Rezeptoren wieder besser erkannt wird. Wer zum Abnehmen sportlich aktiv wird, verbrennt also nicht nur überschüssige Fettreserven, sondern wird auch beim Essen eher gebremst und bringt die Glückshormone in Schwung.