Langzeitschäden einer Narkose - Gedächtnisstörungen sind möglich

Entstehung von postoperativen kognitiven Dysfunktionsstörungen durch Schädigung im Hippocampus bedingt

Von Cornelia Scherpe
7. November 2014

Das Wissen um Anästhetika, Mittel zur Narkose, ist sehr weit entwickelt und die Anästhesisten durchlaufen ein intensives Studium. Aus diesem Grund sind Narkosen dieser Tage so sicher wie nie zuvor und die meisten Menschen erholen sich problemlos davon.

Postoperative kognitive Dysfunktionsstörungen

Dennoch gibt es Patienten, die weniger gut auf die Narkose reagieren. Dazu zählen nicht nur Nebenwirkungen wie Erbrechen nach dem Aufwachsen, sondern offenbar auch Langzeitschäden am Gehirn.

Jedes Jahr werden überall auf der Welt rund 234 Millionen Operationen unter Vollnarkose durchgeführt. Immer wieder kommt es dabei zu "postoperativen kognitiven Dysfunktionen", kurz POCD.

Das bedeutet, dass nach der OP die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten nachgelassen hat. Eine aktuelle Studie zeigt in Zahlen, wie groß die Gefahr genau ist. Dabei zeigten 37 Prozent der Erwachsenen mittleren Alters geistige Defizite bei der Entlassung aus dem Krankenhaus. In der Gruppe der Senioren waren es schon 41 Prozent.

Zusammenhang zwischen Narkosedauer und schwere der Schäden

Zwölf Wochen später bat man die Patienten zu einer Nachkontrolle und dabei hatten noch sechs Prozent der Jüngeren und 13 Prozent der Älteren messbare Defizite. Allerdings kann die Studie nicht eindeutig sagen, ob die Narkose diesen Abbau bewirkt hatte, oder die Operation an sich.

Es gab jedoch einen messbaren Zusammenhang zwischen der Dauer der Narkose und der Schwere der Schäden. Dies deutet stark darauf hin, dass die Dosis der Anästhetika dem Gehirn geschadet hatte.

Schädigungen im Hippocampus

Es war vor allen Dingen das Gedächtnis der Patienten, welches gelitten hatte. Als Ursache vermuteten die Forscher eine Schädigung im Hirnareal "Hippocampus". Man führte daher ein Experiment mit Mäusen durch und versetzte die Tiere in Narkose. Eine spätere Untersuchung der Gehirne zeigte, dass durch das Narkosemittel die Impulse im Hippocampus anders verarbeitet werden.

Die sogenannten GABA-Typ-A-Rezeptoren arbeiteten verstärkt, was zu Blockaden im Gedächtnis führt. Als man Mäusen nach der Narkose einen Blocker gegen die überaktiven GABA-Typ-A-Rezeptoren gab, ließ sich die Gedächtnisblockade aufheben.