Medikamente gegen Malaria: Günstigere Gewinnung durch Tabak?

In Form der unkomplizierten Tabakpflanze steht einer Alternative zum empfindlichen Beifuß die Tür offen

Von Cornelia Scherpe
20. Juni 2016

In vielen Regionen der Welt ist die Malaria eine häufige und gefürchtete Krankheit. Zwar gibt es inzwischen wirksame Medikamente, doch der Bedarf ist derart hoch, dass die Produktionsgeschwindigkeit nicht ausreicht. Forscher suchen daher nach neuen Methoden, um Wirkstoffe noch schneller für den Menschen bereit zustellen. In Tabak könnte man jetzt die Antwort gefunden haben.

Artemisininsäure als Alternative

Der bisher beste Wirkstoff gegen Malaria trägt den Namen "Artemisinin". Es handelt sich dabei um einen natürlich vorkommenden Pflanzenstoff und gerade sein pflanzliche Herkunft macht die Massenproduktion schwierig. Das Wildkraut Artemisia annua (hierzulande auch "Einjähriger Beifuß" genannt) muss angebaut und gepflegt werden. Da die Pflanze auch noch relativ empfindlich ist, wird die Gewinnung erschwert.

Deutsche Forscher betonen jedoch, dass man das Artemisinin gar nicht direkt braucht. Man könnte die Vorläuferform, die Artemisininsäure, nutzen und sie zum Wirkstoff transferieren. Um genügend Artemisininsäure zu produzieren, braucht es wiederum den Einjährigen Beifuß nicht zwingend. Einer Alternative steht damit die Tür offen.

Gute Aussichten für die Malaria-Therapie

Die Wissenschaftler des Max-Planck-Institut nahmen die Artemisininsäure und transferierten sie in Blätter der Tabakpflanze. Diese Pflanze kann vergleichsweise leicht angebaut werden und bildet sehr viele Blätter aus. Im Experiment gelang die Übertragung und man konnte große Mengen Artemisininsäure gewinnen. Die Forscher nutzten dafür Gene, die sie in die Pflanze einbrachten.

Diese Gene sorgten dafür, dass die Tabakpflanze nun die Enzyme bilden konnte, die sie für die Herstellung der Artemisininsäure braucht. Weitere Gene wurden eingesetzt, um den Stoffwechsel der Pflanze so zu ändern, dass die Säure wirklich hergestellt wird. Das Ergebnis: Aus den besten Pflanzen konnten 120 Milligramm pro einem Kilogramm Blätter gewonnen werden. Das ist bereits eine größere Menge als bisher durch den Einjährigen Beifuß erzeugt wird.

Die Wissenschaftler hoffen, auf diese Weise die Medikamente gegen Malaria in naher Zukunft in großen Mengen produzieren zu können. Vor allen Dingen den Menschen in Entwicklungsländern würde das zu Gute kommen.