Mehr Karies, weniger Zähne - weibliche Hormone beeinflussen die Mundgesundheit

Von Dörte Rösler
26. August 2014

Frauen ernähren sich gesünder, putzen gründlicher die Zähne und nehmen mehr Vorsorgetermine wahr - dennoch haben sie das schlechtere Gebiss. Die Auswertung von geschlechtsspezifischen Daten aus 48 internationalen Studien zur Mundgesundheit zeigt, warum: hormonelle Schwankungen schädigen Zahnfleisch, Zähne und Kieferknochen.

Frauen haben weniger Zähne

Die Unterschiede zeigen sich mit der Pubertät. Leiden kleine Jungen und Mädchen noch gleich häufig unter Karies, steigt die Zahl beim weiblichen Geschlecht ab 15 Jahren signifikant an. Zwischen 35 und 44 Jahren haben Männer durchschnittlich 14 geschädigte Zähne, bei Frauen sind es 15,1.

Bereits mit 20 Jahren haben Frauen statistisch einen Zahn weniger als gleichaltrige Männer. Am augenfälligsten werden die Unterschiede jedoch im Alter. Männlichen Senioren zwischen 65 bis 74 Jahren fehlen durchschnittlich 13,3 Zähne. Die gleichaltrigen Frauen sind deutlich zahnloser: sie haben schon 15 Zähne verloren.

Hormone sind schuld

Die Ursachen für verstärkte Zahnfäule (Karies) und Parodontose sehen Wissenschaftler allein in den Hormonen. Über die Hormonrezeptoren im Zahnfleisch reagiert das empfindliche Gewebe auf jede Schwankung im Östrogen- und Progesteronspiegel. Während der Schwangerschaft lockert sich etwa kontinuierlich das Bindegewebe.

Unter dem gelockerten Zahnfleischsaum können sich vermehrt Bakterien ansiedeln. Folge: Schwellungen, Entzündungen und Zahnfleischbluten. Wer nun aufgrund von Schmerzen und Blutungen weniger intensiv putzt, gerät in einen Teufelskreis, weil sich die Beläge ungehindert ausbreiten können.

Entzündungen im Zahnfleisch führen außerdem zu Problemen im ganzen Körper. Freigesetzte Bakterien und Entzündungsmediatoren schwächen das Immunsystem, erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und rheumatische Arthritis.

Menopause macht Zähnen Probleme

Laut einem alten Sprichwort kostet jede Schwangerschaft die Frau einen Zahn. Nach dem Ende der hormonellen Produktion geht es den Zähnen jedoch noch mehr an den Kragen. Wenn der Organismus weniger Östrogen produziert, werden die Schleimhäute trockener, die Produktion von Speichel lässt nach.

Über den Speichel wird der Zahnschmelz jedoch mit Mineralien versorgt. Versiegt der Speichelfluss, steigt das Risiko für Karies. Die hormonellen Veränderungen begünstigen außerdem den Abbau von Knochensubstanz im Kiefer - Zähne beginnen zu wackeln und fallen schneller aus.