Migräne aus Selbstverschulden: 75 Prozent der Patienten leiden unnötig

Von Cornelia Scherpe
1. September 2014

Wer schon einmal Migräne hatte, kennt die starken Kopfschmerzen und die nicht weniger unangenehmen Begleiterscheinungen. Da viele Menschen eine kleine Hausapotheke besitzen, nehmen sie beim ersten Auftreten der Schmerzen sofort ein Medikament. Zur gelegentlichen Behandlung ist das auch in Ordnung, doch wer danach nicht zum Arzt geht, der läuft Gefahr, eine bedenkliche Selbstmedikation durchzuführen.

Ärzte schätzen, dass 75 Prozent der Migräne-Patienten ihr chronisches Leiden selbst verursacht haben. Wer regelmäßig Schmerzmittel zu sich nimmt, verändert auf Dauer die körperliche Reaktion auf Schmerzen. Um das zu verstehen, muss man wissen, wie der Körper ohne Schmerzmittel mit den Problem umgeht.

Die Reaktion des Körpers auf Schmerzen

Der Organismus verfügt von Natur aus über eine körpereigene Schmerzregelung. Er hat eigene Substanzen, um das Schmerzempfinden zu steuern. Wer jedoch bei jedem ersten Pochen im Kopf sofort ein Medikament nimmt, bringt das innere System durcheinander.

Der Organismus lernt mit der Zeit, dass bei Schmerzen ein chemischer Cocktail von außen zugeführt wird. Entsprechend muss er nicht mehr selbst reagieren. Die Migräne-Patienten steuern sich auf diese Weise in relativ kurzer Zeit in eine Abhängigkeit.

Neurologen sind davon überzeugt, dass durch einen kontrollierten Entzug der Schmerzmittel rund 75 Prozent aller Migräne-Patienten von ihrem Leiden geheilt werden könnten. Ihre Migräne ist selbst verschuldet und verschwindet nach der Entgiftung des Körpers.

Studie beweist Wirkung des Medikamentenentzugs

Wie wirksam dieser Entzug als Therapie ist, zeigt eine aktuelle Studie. Die Betroffenen wurden über drei Monate hinweg betreut und konnten nicht länger auf eine Selbstmedikation zurückgreifen. Das führte dazu, dass sich nach zwölf Wochen die Migränerate halbiert hatte.

Ein klares Anzeichen für die Abhängigkeit kann jeder Patient selbst beobachten: Die Schmerzen werden bei gleicher Dosis dennoch immer stärker und man benötigt immer mehr Schmerzmittel, um die Migräne noch in Schach zu halten.