Mit einem Hirn-Transplantat gegen Fettleibigkeit?

Die Ergebnisse eines Tierversuchs zu Adipositas machen Patienten mit neuronalen Störungen Hoffnung

Von Cornelia Scherpe
29. November 2011

Forscher in den USA haben in einer Studie ein interessantes Experiment gewagt. Sie pflanzten in die Hirne von Mäusen ein neuronales Implantat ein, das die Tiere vor Übergewicht beschützen sollte. Und es funktionierte tatsächlich.

Störung im Gehirn führt zu Adipositas

Die Schlüsselrolle spielt dabei das Hormon "Leptin". Es wird von den Fettzellen im Körper produziert. Haben wir genügend Fett gespeichert, so teilt Leptin dies dem Hirn mit. Gibt es zu wenig Fett, so wird auch dies übermittelt und wir empfinden Hunger.

Bei adipösen Menschen ist diese Kommunikation zwischen Fettzellen und Hirn gestört, sodass stets mehr Nahrung aufgenommen wird, als der Körper benötigt. Das Gehirn glaubt irrtümlicherweise, dass mehr Fett okay ist.

Das entwickelte Mikrotransplantat korrigiert diesen Fehler. Es wurde mehreren Mäusen kurz nach der Geburt eingepflanzt und ihre Entwicklung dann beobachtet.

Überfressen im Tierversuch

Die Mäuse waren genetisch vor der Geburt so verändert worden, dass sie im Hirn gar keine Rezeptoren für Leptin hatten. Diese Funktion übernahmen die eingepflanzten Zellen komplett und stellen so den Kontakt zwischen Leptin und den Nervenzellen im Hirn her.

Tatsächlich verspürten die Tiere auch nur dann Hunger, wenn ihr Körper nicht ausreichend Fettzellen gespeichert hatte. Ein krankhaftes Überfressen gab es dagegen auch dann nicht, wenn ihnen Futter im Übermaß angeboten wurde.

Hoffnung für Patienten neuronaler Krankheiten

Das Implantat macht nicht nur Menschen mit Adipositas Hoffnung, sondern auch allen Patienten mit einer neuronalen Krankheit. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass man neuronalen Therapien für Hirnkrankheiten auf der Spur ist.