Multiple Sklerose: Auch in schubfreien Jahren sollten Medikamente genommen werden

Eine Studie belegt, welche schwerwiegenden Auswirkungen ein Therapiestopp haben kann

Von Cornelia Scherpe
15. Februar 2016

Multiple Sklerose ist eine chronische und bisher unheilbare Krankheit. Durch Medikamente lässt sich der schubartige Verlauf jedoch teils stark ausbremsen und erhöht so für Jahre die Lebensqualität. Wer besonders gut auf die Wirkstoffe anspricht, kann viele Monate komplett ohne neue Schübe leben.

Für viele Patienten und deren Angehörige liegt dann der Gedanke nahe, die Vergabe der Medikamente einzustellen und erst bei den nächsten Anzeichen der Verschlechterung die Mittel erneut zu nehmen. Doch das ist keine gute Idee, wie eine aktuelle Studie belegt. Ein zwischenzeitlicher Therapiestopp hat auf lange Sicht Folgen.

Therapiestopp durch Schubfreiheit

Die Forscher werteten die Daten eines Registers aus, in denen MS-Patienten mindestens drei Jahre am Stück ihre Medikamente genommen hatten und mindestens fünf Jahre ohne neue Schübe lebten. Dabei hatte es sich entweder um Glatirameracetat oder Beta-Interferone gehandelt. Insgesamt lagen die Daten von 1.278 Personen vor.

  • Die Mehrheit davon, 852 Patienten, hatten ihre Medikamente trotz schubfreien Leben weiter genommen.
  • 426 Betroffene jedoch hatten von sich aus nach mindestens drei Jahren mit der Einnahme aufgehört.

Ein Blick auf den weiteren Gesundheitsverlauf der beiden Gruppen zeigte, welche Auswirkungen der Therapiestopp haben kann.

Von einer Medikamentenpause ist abzuraten

Zunächst traten in beiden Gruppen mit der Zeit neue Schübe auf. Auch die Medikamente können das nicht verhindern. Die Rate war mit rund 36 Prozent in beiden Gruppen sogar vergleichbar. Einen bedeutenden Unterschied fanden die Forscher jedoch, als sie untersuchten, wie stark der Grad der Behinderungen nach Schüben zunahm.

Bei den Patienten mit Therapiepause verschlechterte sich der allgemeine Zustand nach einem Schub deutlich stärker als in der Gegengruppe. 31 Prozent erlebten im Zeitraum von fünf Jahren eine Progression und das über mindestens drei Monate hinweg. Ohne Therapiestopp lag die Quote nur bei 15 Prozent. Das Risiko halbiert sich also, wenn man die Medikamente ohne Pause nimmt.