Multiple Sklerose - das Immunsystem der Patienten richtet sich direkt gegen die Nervenzellen

Bei der Entstehung von Multiple Sklerose spielt ein zu hoher Kalziumspiegel eine entscheidende Rolle

Von Cornelia Scherpe
29. September 2010

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass das eigene Immunsystem verrücktspielt und nicht nur Erreger angreift, die den Körper mit einer Krankheit infizieren wollen, sondern das eigene gesunde Gewebe. Bei Multiple Sklerose wird das Zentralnervensystem der Betroffenen beschädigt. Wie genau dieser Prozess vonstattengeht, wusste die Forschung allerdings bislang nicht.

Übermaß an Kalzium entwickelt sich zum Giftstoff

In Experimenten mit Mäusen ist man diesem Rätsel nun auf die Spur gekommen. Das Immunsystem richtet sich ohne Umwege direkt gegen die Nervenzellen. Mäuse, die an Multiple Sklerose litten, wurden eingehend untersucht und die Aktivität ihres Immunsystems genau studiert.

Die Immunzellen traten dabei in direkten Kontakt zu den Nervenzellen. Durch diesen Kontakt erhöhte sich das Kalzium in den Nervenzellen über ein gesundes Maß hinaus, bis das Kalzium selbst wie ein Giftstoff wirkte und die Nerven zersetzte.

Diese entscheidende Rolle des Kalziums war bislang völlig unklar. Die Erkenntnis kann therapeutische Erfolge in Zukunft wesentlich steigern, wenn man einen Weg findet, die Erhöhung des Kalziumspiegels rückgängig zu machen.